Wien: Schokoladenhaus

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau
Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

1914

Architekt: Ernst Lichtblau

Wattmanngasse 29, Wien, Österreich

Das dreige­schossige denkmal­ge­schützte Wohnhaus wurde 1914 nach Plänen von Ernst Lichtblau für die Bauherrin Ida Hofmann in Wien-Hietzing errichtet.

Wegen seiner ungewöhn­lichen Fassadengestaltung wurde das Haus im Volksmund Schokoladenhaus (oder Schokoladehaus) genannt.

Vorgeschichte

Ida Hoffmann war verhei­ratet mit dem Besitzer einer Fabrik für Meerschaumpfeifen.

Wien war seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine Metropole der Meerschaumpfeifenerzeugung. Bekannte Hersteller waren Andreas Bauer, Leopold Weiss und Robert Strambach.

Der Architekt Ernst Lichtblau gehörte zu den wenigen Schülern Otto Wagners, die sich Tendenzen der Architektur der Zwischenkriegsmoderne annäherten.

Lichtblau war der Sohn einer assimi­lierter jüdischer Familie. Sein Vater war Geschäftsführer einer Fabrik für Meerschaumpfeifen.

Von 1902 bis 1905 studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse Otto Wagners.

Wiener Werkstätte

Von 1910 bis 1939 war Lichtblau als freibe­ruf­licher Architekt in Wien tätig. Von 1910 bis 1920 war er auch freier Mitarbeiter der Wiener Werkstätte.

Später engagierte er sich für den kommu­nalen Wohnungsbau des Roten Wiens und leitete eine Wohnberatung im Karl-Marx-Hof.

1939 musste Lichtblau emigrieren, er erreichte die USA über Großbritannien und lehrte an der Rhode Island School of Design.

Schokoladenhaus

In der Verwendung von Motiven aus der Volkskunst, in Formen, die bereits auf das kommende Art déco verweisen sowie in der Ausformung von horizon­talen Fensterbändern nahm Lichtblau Elemente der Architektur der zwanziger Jahre vorweg.

Majolika

Die Majolika Reliefs sind Entwürfe des Bildhauers und Keramikers Willibald (Willy) Russ.

Sie sind verziert mit märchen­haften Tier- und Pflanzenfiguren sowie phanta­sie­vollen Ornamenten.

Die Motive scheinen direkt der Volkskunst entnommen zu sein, die der Wiener Werkstätte ständige Inspirationen lieferte.

Sie können auch als überdi­men­sio­nierte Schnitzereien auf Meerschaumpfeifen als Hinweis auf die beruf­liche Tätigkeit des Bauherrn gedeutet werden.

Gefertigt wurden der Majolikaschmuck von der Firma Wienerberger Bau- und Kunstkeramik.

Keramikfelder

Die hochrecht­eckigen Keramikfelder zwischen den Fenstern und um das Eingangsportal bestehen aus floralen und figuralen Darstellungen, die in den drei Geschossen variieren.

Im Hochparterre wurden in drei Reliefs die Buchstaben H, I und S eingearbeitet.

Im Figurenrelief an der linken Seite des Eingangsportales befindet sich die Jahreszahl 1914.

Das Dachgesims ist mehrfach gestuft und mit Reliefleisten mit Pflanzen- und Vogeldarstellungen geschmückt.

Dunkelbraune Majolikagesimse verbinden die Fensterreihen der Geschosse. Die glatten Flächen der Fassade bestanden ursprünglich aus geschlif­fenem Carraramarmor.

Wie Pfeiler wirkende Wandstücke zwischen den Fenstern unter­streichen den Eindruck eines Fensterband Motivs.

Die kerami­schen Verkleidungen der Bauten der Otto Wagner Schüler und Mitarbeiter sind vom Majolikahaus an der Linken Wienzeile abgeleitet.

Der Schmuck an der Fassade des Schokoladenhauses erinnert an die Majolikareliefs, die Richard Luksch 1908 für die Fassade der Handelsakademie der Wiener Kaufmannschaft am Hamerlingplatz in Wien geschaffen hat.

Umbauten

1914 erhielt das Lichtblau Haus in der Wattmanngasse den „Preis der Gemeinde Wien für hervor­ra­gende Bauten“.

1932 erfolgte eine Wohnungsteilung,

1938 wurde das Dach des Hauses ausgebaut. Wo ursprünglich Trockenraum und Bügelkammer lagen, errichtete man eine Wohnung. Die ehemalige Waschküche wurde zu einem Atelier umgebaut.

Die extra­va­gante Fassade fand in Wien keine unmit­tel­baren Nachfolger, jedoch findet sich kerami­scher Fassadenschmuck häufig an späteren Bauten der Zwischenkriegsmoderne.

Mit seinem zwischen den Fenstern zu Bändern zusam­men­ge­fassten Majolikaschmuck zeigt das Miethaus eine beach­tens­werte Entwicklungsstufe vom Jugendstil zur Architektur der Moderne.

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

Schokoladenhaus, 1914. Architekt: Ernst Lichtblau. Foto: Daniela Christmann

 

1 Kommentare

  1. Erna Nachtnebel

    Danke für die Darstellung dieses künst­le­ri­schen Juwels. Ich bin begeistert von der Qualität der Entwürfe und der präzisen Ausführung der Keramik. Insgesamt ein höchst reizvolles Gebäude. Wenn die Wohnungen auch gut sind, so ist es wunderbar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert