1929 – 1931
Architekt: Walter Gropius
Goebelstraße 120-122, Jungfernheideweg 21-45, Berlin
Siemensstadt
Die auch Ringsiedlung genannte, denkmalgeschützte Großsiedlung Siemensstadt in Berlin begründete einen neuen Siedlungstyp, der ausschließlich aus Geschosswohnungsbauten bestand (im Gegensatz zu den Berliner Großsiedlungen Britz und Zehlendorf).
Für die Gestaltung der Siedlung berief Stadtbaurat Martin Wagner die Mitglieder der progressiven Architektenvereinigung Der Ring sowie die Architekten Fred Forbát und Paul Rudolf Henning.
Die insgesamt 1.370 Wohnungen und 17 Ladengeschäfte, in drei Bauabschnitten errichtet, sollten vor allem den Angestellten der Firma Siemens neuen Wohnraum bieten und der täglichen Nahversorgung dienen.
Die durchschnittliche Wohnungsgröße betrug 54 Quadratmeter.
Bebauungsplan
Der Bebauungsplan von Hans Scharoun weist den Weg zum internationalen modernen Städtebau der aufgelockerten, geliederten und durchgrünten Stadt, deren Kern eine großzügige von Gartenarchitekt Leberecht Migge gestaltete Grünanlage bildet.
Die meisten Zeilen der Großsiedlung sind in Nord-Süd-Richtung angeordnet, um eine optimale Belichtung der Wohnungen zu gewährleisten.
Die Architekten typisierten in den einzelnen Zeilen jeweils Fenster, Türen und Grundrisse der meist zwei- bis zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen.
Fernheizwerk
Als eine der ersten Berliner Wohnanlagen wurde die Großsiedlung Siemensstadt mit einem eigenen Fernheizwerk ausgestattet.
Eigentlich an anderer Stelle von Fred Forbat geplant, wurde das Gebäude dann aus technischen Gründen in der Mitte der Siedlung gleich weit von den östlichen und westlichen Zeilen entfernt platziert, um die Versorgungswege für Heizung und Warmwasser möglichst kurz zu halten.
Mit der installierten Zentralheizung sollte auch eine bessere Nutzung der Wohnfläche erreicht werden, da in den klein bemessenen Wohnungen durch den Wegfall der bis dahin üblichen Kachelöfen jeweils bis zu 5 Quadratmeter Wohnfläche gewonnen werden konnte.
Obwohl alle Häuser in der Siemensstadt mit eigenen Waschküchen und Trockenräumen ausgestattet worden waren, enthielt das von Otto Bartning in Verbindung mit dem Ingenieur Max Mengeringhausen entworfene Heizwerk eine zentrale Siedlungswäscherei.
Nach Anschluss der Siedlung an das Berliner Fernheizungsnetz wurde das quartierseigene Heizwerk stillgelegt und der markante Schornstein abgerissen.
Wohnanlage Gropius
Die lang gestreckte viergeschossige Zeile mit Ladenbau und das daran im rechten Winkel anschließende Laubengangwohnhaus nach Plänen von Walter Gropius wurden im ersten Bauabschnitt der Siedlung errichtet und bestechen durch ihre klare, einfache Formgebung.
Gleichformatige Fensteröffnungen – optisch durch dunkelviolette Klinkerverblendungen zusammengefasst – gliedern die Straßenfassade in horizontale Bänder.
Auf dem zurückgestaffelten Dachgeschoss befinden sich Sonnenterrassen, die durch Gitter zur Fassade hin abgeschlossen sind.
Der gegenüberliegende fünfgeschossige Zeilenbau am Jungfernheideweg 18-30 wurde ebenfalls von Walter Gropius entworfen.
Sanierung und Wiederaufbau
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Ladenecke zerstört und zunächst vereinfacht wiederaufgebaut. 1990 wurde dieser Bereich durch die Münchener Architekten Hilmer und Sattler neu gefasst und ergänzt.
Weltkulturerbe
Die Großsiedlung Siemensstadt wurde 2008 als eine von insgesamt sechs Siedlungen der Moderne in Berlin in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.