1928 – 1929
Architekt: Otto Haesler
Nürnberger Straße 1-5, Karlsruhe
Genossenschaftliche Bauvereine
Aufgrund der fehlenden Bautätigkeit während der Zeit des Ersten Weltkriegs war die Wohnungsnot im Deutschen Reich während der darauffolgenden zwanziger Jahre katastrophal.
Nach dem Ende der Inflation im Jahr 1924 und der Erholung der Wirtschaft wurde zwar wieder gebaut, jedoch blieben die Wohnungen für den unteren Mittelstand unerschwinglich.
In zahlreichen Städten wie Berlin, Fankfurt, Dessau, Breslau und Karlsruhe wurden aus diesen Gründen genossenschaftliche Bauvereine gegründet und neue bezahlbare Siedlungen errichtet.
Wettbewerb Dammerstockgelände
1928 wurde von der Stadt Karlsruhe ein Wettbewerb zur Bebauung des stadteigenen Dammerstockgeländes ausgeschrieben mit der Vorgabe, dort bis Mitte des Jahres 1929 Klein- und Kleinstwohnungen für Familien aus mittleren und unteren Einkommensschichtenzu errichten.
Zu dem Wettbewerb wurden acht auswärtige Architekten, darunter Walter Gropius, Otto Haesler, Richard Döcker, Franz Roeckle, Max Schmechel und Wilhelm Riphahn mit Caspar Maria Grod eingeladen. Darüberhinaus beteiligten sich 43 Karlsruher Architekten.
Das Preisgericht war prominent unter anderen mit Ernst May, Ludwig Mies van der Rohe und Otto Völckers besetzt.
Der Entwurf von Walter Gropius erhielt den ersten Preis, gefolgt vom Entwurf von Otto Haesler.
Walter Gropius
Gropius übernahm daraufhin die künstlerischer Leitung und bestimmte in dieser Funktion die gestalterischen Richtlinien der Siedlung. Außerdem koordinierte er die Tätigkeiten der daran beteiligten Architekten.
Zeilenbauweise
Die wichtigste Planungsidee von Gropius war die Zeilenbauweise. Anstelle der herkömmlichen Blockrandbebauung trat das Bauen in nord-süd-parallel gesetzten Reihen, deren Enden zur Mitte abwechselnd mit quergestellten Kopfbauten versehen sind. Ziel war eine optimale Besonnung, morgens Licht im Schlafzimmer, nachmittags in den Wohnräumen.
Die Stadt stellte die Mustersiedlung im Oktober 1929 mit der Ausstellung „Die Gebrauchswohnung“ der Öffentlichkeit vor.
Kurt Schwitters
Die Gestaltung aller begleitenden Publikationen besorgte Kurt Schwitters.
Architekt Otto Haesler aus Celle gestaltete 1928 das Entree zur Siedlung als multifunktionales Eingangsgebäude mit Gaststätte und dazugehöriger Pächterwohnung, mit Fernheizwerk, Zentralwaschgebäude sowie drei weiteren Wohnungen mit dazugehörigen Garagen.
Kurt Schwitters gestaltete den Schriftzug und den schematischen Grundriss der Siedlung am Torbau.
Heizungs- und Wäschereigebäude
Das zweigeschossige zentrale Heizungs- und Wäschereigebäude wurde 1928 bis 1929 ebenfalls nach Plänen von Otto Haesler errichtet und 1974 durch die Architekten Rossmann und Partner für die Nutzung als Architekturbüro umgestaltet.
Durch zusätzliche Innenfenster sind die originalen Lüftungsklappen erhalten geblieben.
Aufgrund der Weltwirtschaftskrise wurden von den geplanten 750 Wohnungen der Siedlung Dammerstock nur 228 errichtet.
Sanierung und heutige Nutzung
Erst nach 1949 setzte die Stadt den Bau der Siedlung gemäß Gropius ursprünglicher Planung fort.
Die mittlerweile denkmalgerecht sanierte Siedlung ist bis heute vollständig bewohnt.
Es macht Freude unter den Schlagworten so viele gute Bilder zu sehen – danke für die Recherche!
Danke, Jörn! Das freut mich sehr und motiviert mich!