1926 – 1927
Entwurf: Albin Müller
Heinrich-Heine-Platz, Magdeburg
Die Toranlage Pferdetor in Magdeburg wurde in den Jahren 1926 bis 1927 nach einem Entwurf des Architekten und Gestalters Albin Müller errichtet.
Sie ist Teil der von Albin Müller projektierten Gesamtanlage für die Deutsche Theater-Ausstellung 1927 und diente als Zugang vom ehemaligen Ehrenhof zum Fest- und Veranstaltungsgelände.
Ausstellungsgebäude
Auf der Elbinsel Werder wurde in den Jahren 1926 bis 1927 ein umfangreiches Ensemble von Ausstellungsgebäuden im Stil des Neuen Bauens errichtet.
Im Mittelpunkt stand die Stadthalle, die nach nur acht Monaten Bauzeit im Mai 1927 eingeweiht werden konnte.
Sie gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke von Johannes Göderitz in Magdeburg.
Deutsche Theaterausstellung 1927
Von der viereinhalb Monate dauernden Deutschen Theaterausstellung erhoffte man sich internationale Anerkennung als Kultur- und Ausstellungsstadt.
Durch den ehemaligen Stadtbaurat Bruno Taut hatte sich Magdeburg in den 1920er Jahren einen Ruf als Stadt der modernen Architektur und des Siedlungsbaus erworben.
Die Stadt hatte bereits 1922 mit der Wiederaufbau-Ausstellung Mitteldeutsche Ausstellung Magdeburg und 1925 mit der großen Reichszuckerausstellung Erfolge als Messe- und Ausstellungsort gefeiert.
Die von Albin Müller projektierte Gesamtanlage integrierte die großen Ausstellungshallen, die bereits 1922 für die Mitteldeutsche Ausstellung Magdeburg (MIAMA) entstanden waren.
Für die Ausstellung wurde im Rotehornpark zwischen Sternbrücke und Adolf-Mittag-See ein Ausstellungszentrum mit Stadthalle, Ausstellungshallen, Versuchsbühne, einer schwimmenden Bühne und einem 61 Meter hohe Aussichtsturm (heute Albinmüller-Turm) errichtet.
Im Fort XII befand sich eine Freilichtbühne. Im nördlichen Teil des Geländes, östlich der Hubbrücke Magdeburg, wurde ein Vergnügungspark mit Achterbahn eingerichtet. Das Ausstellungslogo gestaltete Karl Schulpig.
Löwentor und Pferdetor
Das Pferdetor ist eine Weiterentwicklung des für die Darmstädter Mathildenhöhe geplanten Löwentores.
Das Löwentor geht auf das Hauptportal der 4. Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1914 auf der Mathildenhöhe zurück, bei dem die Löwenskulpturen aus Gussbeton auf sechs aus Kunststein gefertigten Doppelsäulen mit ionischen Kapitellen standen.
Großherzog Ernst Ludwig ließ es zum 25. Jubiläum der Künstlerkolonie 1927 errichten. Es besteht aus sechs von Albin Müller entworfenen Klinkerpfeilern, auf denen sechs bereits 1914 von Bernhard Hoetger geschaffene Löwenplastiken postiert wurden.
Nach Ausstellungsende wurde das Hauptportal demontiert und eingelagert.
Heute bildet das Löwentor bildet den Eingang zum Park Rosenhöhe in Darmstadt.
Die Tore zwischen den Pfeilern sind mit Relieftafeln geschmückt, die der Darmstädter Künstler Hermann Tomada 1967 als Replikate nach den Originalen von Bernhard Hoetger angefertigt hat.
Sachsenross
Statt der Löwen, Wappentier des Großherzogtums Hessen, griff Albinmüller in Magdeburg auf das sogenannte Sachsenross zurück. Als Teil des Königreichs Westfalen unter Jérôme Bonaparte trug es die Stadt Magdeburg zuletzt in der Fahne, aber es hatte bereits im frühen Stammesherzogtum als heraldisches Element eine Rolle gespielt.
Die 1815 gebildete preußische Provinz Sachsen wurde 1816 in die Regierungsbezirke Erfurt, Magdeburg und Merseburg eingeteilt.
Von 1944 bis Kriegsende 1945 bildete der Regierungsbezirk Magdeburg die Provinz Magdeburg, aus der am 23. Juli 1945 der Regierungsbezirk Magdeburg des Landes Sachsen-Anhalt wurde.
Gestaltung Pferdetor
Anders als beim Löwentor, dessen Durchgänge mit einem Querriegel schwerer Relieftüren verbunden sind, dienen in Magdeburg feingliedrige Tonnengewölbe zwischen den zehn Metern hohen Klinkerpfeiler als Versteifung der Konstruktion.
Die Form der Hälse der in der Levade verharrenden Pferdefiguren aus Keramik zitiert die Bogenform zwischen den Pfeilern.
Fertigstellung
In seinen Lebenserinnerungen beschreibt Albin Müller die Fertigstellung seines Projektes: „Die Klinkerziegel für die Pfeiler bekam ich von der Ziegelfabrik geschenkt. Die Aufmauerung derselben besorgte unentgeltlich die Baufirma Gorgas und die Pferdeplastiken lieferte die Kieler Keramische Fabrik als Reklamestücke unentgeltlich. Zweimal – an Sonntagen – war ich in Kiel, um an dem naturgroßen Modell der Pferde, das nach meinem kleinen Modell hergestellt wurde, maßgebend mitzuwirken.“
Beschädigungen und Wiederaufbau
Die für die Ausstellung errichteten Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Die Ausstellungshallen, die Versuchsbühne und die Pavillons an der Sternbrücke wurden komplett zerstört.
Stadthalle, Albinmüller-Turm, Pferdetor und Springbrunnen wurden wieder aufgebaut und restauriert.