Hamburg: Tempelsynagoge

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann
Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

1930 – 1931

Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann

Oberstraße 116-120, Hamburg

Die ehemalige Synagoge des Israelitischen Tempelvereins in Hamburg-Harvestehude wurde in den Jahren 1930 bis 1931 nach Plänen der Architekten Felix Ascher und Robert Friedmann errichtet.

Vorgeschichte

Der Neue Israelitische Tempelverein in Hamburg war 1817 gegründet worden und verstand sich als Reformgemeinde.

Der Verein hatte bereits im Jahr 1908 den Beschluss gefasst, einen neuen Synagogenbau zu errichten.

Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verzögert sich die Planung jedoch erheblich, sodass erst 1929 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden konnte.

Sieger des Wettbewerbs waren die Architekten Felix Ascher und Robert Friedmann, beide Mitglieder der jüdischen Gemeinde.

Israelitischer Tempelverein

Der Israelitische Tempelverein war von Anfang an um einen entschieden modernen Entwurf bemüht.

Die Baukommission der Gemeinde hatte sich bereits zu Beginn der Planungen zu einer Besichtigungstour neuer Sakralbauten durch ganz Deutschland begeben.

In einem rückblickenden Artikel, den Siegfried Urias in der Festschrift von 1937 veröffentlichte, heißt es, die Mitglieder der Baukommission hätten einen Eindruck davon bekommen, wie ein jüdisches Gotteshaus ohne die übliche Nachahmung fremder Stile in Schlichtheit und Monumentalität zugleich gebaut werden könne.

Entwurf

Der Entwurf für den Neubau der Synagoge orientierte sich an den Prinzipien des Neuen Bauens: kubische Baublöcke, sparsame Dekoration der Fassade, Verkleidung mit Travertin, symmetrische Gestaltung der Gesamtanlage mit Freitreppe und Vorplatz.

Felix Ascher betonte in seinem für die Festschrift zum 120jährigen Bestehen des Israelitischen Tempels in Hamburg verfassten Text (Felix Ascher, Der neue Tempel, in: Bruno Italiener (Hg.), Festschrift zum hundertzwanzigjährigen Bestehen des Israelitischen Tempels in Hamburg 1817–1937, Hamburg 1937, S. 40-45), dass bis zu diesem Zeitpunkt fast alle Neubauten jüdischer Gotteshäuser von nicht-jüdischen Architekten entworfen worden waren.

Im Gegensatz dazu hatten Ascher und Friedmann bei ihrem Entwurf Wert darauf gelegt, ‚jede dem Judentum fremde, mystische Wirkung zu vermeiden‘.

Der neue Tempel, dessen Errichtung rund 560.000 Reichsmark gekostet hat, wurde am 30. August 1930 eingeweiht.

Fassade

Die Fassade des Gebäudes ist mit Platten aus Travertin verkleidet.

Einziger Schmuck am zentralen kubischen Baukörper ist ein großes Fenster in Form eines stilisierten siebenarmigen Leuchters.

Die hebräische Inschrift über dem Eingangsportal lautet: Denn mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für alle Völker (Jesaja 56,7).

Ausstattung

Für die Ausstattung der Innenräume arbeiteten die Architekten mit dem Gestalter Naum Slutzky zusammen, der unter anderem die Kugelleuchten im zentralen Innenraum entwarf.

Mit Friedrich Adler war ein weiterer jüdischer Gestalter beteiligt, der neben dem Fenster mit dem siebenarmigen Leuchter an der Fassade auch die Inschrift über dem Toraschrein entworfen hatte.

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Erich Kastan, Fotografie des Innenraums des Tempels Oberstraße, Hamburg, 1937, veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte

Erich Kastan, Fotografie des Innenraums des Tempels Oberstraße, Hamburg, 1937, veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, <https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-87.de.v1>

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

Tempelsynagoge, 1930-1931. Architekten: Felix Ascher, Robert Friedmann. Foto: Daniela Christmann

1938

Der jüdischen Gemeinde blieben nur wenige Jahre um ihr Gemeindeleben in der neuen Synagoge zu etablieren.

1938 wurde die neue Synagoge in der Pogromnacht des 9. Novembers 1938 verwüstet, geschändet, geschlossen und musste anschließend zwangsverkauft werden.

Schon vor dieser Nacht war das jüdische Leben im Tempel weitgehend zum Erliegen gekommen.

Viele Gemeindemitglieder waren bereits emigriert, bevor auch der letzte Oberrabbiner der Gemeinde, Bruno Italiener, 1938 nach England auswanderte.

Nachkriegszeit und Umbau zum Tonstudio

Im Juli 1941 ging das Gebäude zunächst in den Besitz der Hansestadt Hamburg über, die es 1946 an den damaligen NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk, Vorgänger des späteren Norddeutschen Rundfunks) vermietet.

1953 kaufte der NDR (damals noch NWDR) das Gebäude von der Jewish Trust Corporation und widmete es zu einem Sendesaal um, dem heutigen Rolf-Liebermann-Studio.

Das Rolf-Liebermann-Studio ist ein großes Tonstudio, das nach dem ehemaligen Leiter der Hauptabteilung Musik des NDR, Rolf Liebermann, benannt ist.

Das Studio trägt diesen Namen seit der im Jahr 2000 fertiggestellten Modernisierung, es hieß zuvor ‚Studio 10‘ oder ‚Großer Sendesaal des Funkhauses Hamburg‘.

Seit 1982 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Ein Jahr später Jahr später wurde vor dem Eingang ein Mahnmal der Künstlerin Doris Waschk-Balz errichtet, das daran erinnern soll, dass das Gebetshaus geschändet, aber nicht zerstört wurde.

Heute zeugen das vergoldete Deckengewölbe im Obergeschoss und das restaurierte kreisrunde Fenster in Form der jüdischen Menora von der Geschichte dieses Hauses.

 

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