1927 – 1930
Architekt: Paul Bonatz
König-Karl-Straße, Stuttgart-Bad Cannstatt
In den Jahren 1927 bis 1930 wurde die Staustufe Stuttgart-Cannstatt des Neckarkanals mit Wehr und Wasserkraftwerk nach Plänen des Architekten Paul Bonatz errichtet.
Bonatz hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Brücken und Staustufen im Neckarkanal geplant. Hier stand er zum ersten Mal vor der gestalterischen Aufgabe, Wehr und Krafthaus miteinander zu verbinden.
Konstruktion
Die schalungsrau belassene Betonoberfläche und die schnittige Form der Wehrpfeiler wurden zum kennzeichnenden Element seiner Staustufen und Kraftwerke in den zwanziger Jahren.
Sie besteht aus einer Doppelschleuse am rechten Ufer, einem Wasserkraftwerk am linken Ufer und einem zweifeldrigen Wehr in der Mitte. Die Schleuse wird von der Fernbedienzentrale in der Staustufe Obertürkheim aus bedient.
1919/20 wurde nach langen Vorplanungen der Bau des Neckarkanals in Angriff genommen.
Im Zuge dieser Maßnahmen entstand 1927 bis 1930 auch die Staustufe Stuttgart-Cannstatt mit Wehr und Kraftwerk.
Wehr
Das Wehr besteht aus zwei Walzen, von welcher die rechte eine aufgesetzte Klappe zur Feinregulierung hat.
Die dazugehörige Doppelkammerschleuse wurde erst in den Jahren 1955 bis 1958 errichtet.
Die flussabwärts gelegenen Tore sind aus Platzgründen Hubdrehtore, die beim Öffnen zunächst angehoben werden, bevor sie verschwenkt werden. Sie sind mit Gegengewichten versehen und werden durch einen Elektrohubzylinder über Gelenkzahnstangen bewegt.
Vom Rhein aus gesehen ist die Staustufe Cannstatt die zweiundzwanzigste Anlage im Verlauf des Neckarkanals.
Paul Bonatz
Paul Michel Bonatz wurde 1877 im lothringischen Solgne geboren, wuchs im Elsass auf und schloß 1900 sein Architekturstudium mit Diplom in München ab.
Im selben Jahr trat er dort ins Baubüro Theodor Fischers ein. 1902 ruft ihn Fischer als Assistenten zu sich an die Technische Hochschule Stuttgart, wo er ihm 1908 auf dem Lehrstuhl nachfolgt.
1911 gewann Bonatz mit seinem Partner Friedrich Eugen Scholer den Wettbewerb für den Stuttgarter Hauptbahnhof, dessen erster Bauabschnitt 1922 eröffnet wurde. 1928 war der Hauptbahnhof fertiggestellt.
1926 lieferte er einen ersten Bebauungsvorschlag für die Werkbundsiedlung am Weissenhof.
Nach Meinungsverschiedenheiten mit Ludwig Mies van der Rohe zog sich Bonatz aus den Planungen zurück.
1931 trat er wegen unüberbrückbarer Differenzen mit Paul Schultze-Naumburg aus der Architektenvereinigung »Der Block« aus.
Zwischen 1926 und 1933 widmete er sich vor allem der Planung der Staustufen des Neckarkanals.