1904 – 1905
Architekt: Josef Hoffmann
Wiener Straße 60-70, Purkersdorf, Österreich
Sanatorium
Das Sanatorium Westend in Purkersdorf bei Wien wurde 1904 bis 1905 von Josef Hoffmann für den Generaldirektor der Schlesischen Eisenwerke Gleiwitz, Victor Zuckerkandl, erbaut.
Vorgeschichte
Victor Zuckerkandl war der Schwager der bedeutenden Kunstkritikerin Berta Zuckerkandl-Szeps.
Das Gebäude des Sanatoriums gilt als herausragendes Beispiel für die Architektur im Stil der Wiener Secession und als eines der Hauptwerke der kubisch-geometrischen Phase des Wiener Jugendstils.
1903 hatte Zuckerkandl das Grundstück an der Stadtgrenze zu Wien erworben, um es als Kuranstalt für Heilbäder und physikalische Therapie auszubauen.
Das Sanatorium war bald mehr Hotel als Krankenhaus und entwickelte sich zum gesellschaftlichen und künstlerischen Treffpunkt der Wiener Gesellschaft.
Zu den Gästen zählten unter anderen: Arthur Schnitzler, Egon Friedell, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Hugo von Hofmannsthal und Koloman Moser.
Die Behandlungsmethoden umfassten Badekuren, physikalische Therapien, Heilmassage und Heilgymnastik. Verschiedene Lesezimmer, Spielzimmer für Kartenspiele, Tischtennis, Billard und Musikzimmer sorgten für die Unterhaltung der Gäste.
Im Jahr 1926 wurde aufgrund des gestiegenen Raumbedarfs gegen den Willen Josef Hoffmanns eine Aufstockung durch Architekt Leopold Bauer vorgenommen, die den ursprünglichen Entwurf entscheidend beeinträchtigte.
Gebäude
Der Entwurf von Hoffmann orientiert sich an den Bedürfnissen eines modernen Sanatoriums. Jeglicher Schmuck und Ornament ist weitgehend vermieden.
Lediglich die Kanten des dreigeschossigen, durch das Flachdach und die symmetrischen Vor- und Rücksprünge der Längsseiten kubisch wirkenden Baukörper sind mit Bordüren aus blau-weißen Keramikplättchen graphisch konturiert.
Die Wände sind glatt und weiß verputzt, die Fenster ohne Einfassungen und Gesimse gestaltet.
Im Innern ließ Hoffmann die Konstruktion des Stahlbetonbaus teilweise sichtbar.
Innenräume
Als künstlerischer Leiter der Wiener Werkstätte bezog Hoffmann diese in die Ausgestaltung der Innenräume mit ein. Die für die Räume des Sanatoriums entworfenen Möbel ergänzten die Architektur im Sinne eines Gesamtkunstwerkes.
Nach dem Tode Victor Zuckerkandls im Jahr 1927 wurde das Sanatorium von seinen Neffen und Nichten übernommen. Ab 1930 führte ein Schwiegersohn den Betrieb wenig erfolgreich weiter.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs diente das Gebäude als Lazarett. Im Jahr 1945 wurde es von der Roten Armee requiriert.
Sanierung
Am Gebäude fand 1995 eine Außenrenovierung statt, wobei der oberste Stock abgetragen und das ursprüngliche Aussehen wiederhergestellt wurde. Eine Innenrenovierung erfolgte im Jahr 2003.
Das Sanatorium wurde im Laufe der Jahre durch zahlreiche Anbauten ergänzt.
Heute wird es als Seniorenpflegeresidenz genutzt.