Frankfurt: Frauenfriedenskirche

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

1927 – 1929

Architekt: Hans Herkommer

Zeppelinallee 99-103, Frankfurt am Main-Bockenheim

Die Frauenfriedenskirche ist eine katholische Kirche im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Sie wurde zwischen 1927 und 1929 nach Plänen des Architekten Hans Herkommer auf der Ginnheimer Höhe errichtet.

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

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Vorgeschichte

Hedwig Dransfeld, Frauenrechtlerin, Politikerin und Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), hatte bereits 1916 unter dem Eindruck der Schlacht von Verdun die Idee zum Bau der Frauenfriedenskirche.
1916 entwickelte sie das Konzept zum Bau einer Frauenfriedenskirche für einen Standort in der Stadt Marburg.
Noch im selben Jahr legte sie diesen Plan der Deutschen Bischofskonferenz vor, die die Idee unterstützte und einen Standort in der sogenannten Diaspora vorschlug.
Das protestantische Frankfurt hatte durch die Wanderungsbewegungen der Industrialisierung einen starken Bevölkerungszuwachs erfahren, mit dem auch viele Arbeiter aus katholischen Provinzen kamen, für die es nicht genügend Kirchen gab.
So entstanden zwischen 1924 und 1934 sieben neue katholische Kirchen in den Arbeitervierteln. Der KDFB schloss sich mit anderen katholischen Frauenverbänden und der Pfarrgemeinde St. Elisabeth in Frankfurt-Bockenheim zu einem Arbeitsausschuss zusammen und begann bereits 1918 mit einer landesweiten Spendenaktion.
Trotz der Not der Nachkriegszeit kamen insgesamt 900.000 RM zusammen; die Idee einer Frauenkirche für den Frieden fand überall Anklang. Die Inflation von 1923 vernichtete das gesamte Spendenvermögen, erst ein Jahr später begann man wieder zu sammeln, erreichte aber nur die Hälfte des vorherigen Ergebnisses.

Wettbewerb

Insgesamt 157 Architekten beteiligten sich am Wettbewerb für die Frauenfriedenskirche. Der erste Preis ging an den Entwurf „Opfergang“ der beiden wichtigsten Vertreter des katholischen Kirchenbaus in Deutschland, Dominikus Böhm und Rudolf Schwarz.

Der Wettbewerbsbeitrag war ihr einziges gemeinsames Projekt. Der Arbeitsausschuss für Kirchenbau unter dem Vorsitz von Ernst May entschied sich jedoch für den Entwurf von Hans Herkommer. Die Jury, der auch Paul Bonatz angehörte, hatte ihm den dritten Preis zuerkannt.

1927 erfolgte die Grundsteinlegung und am 5. Mai 1929 die Weihe durch Bischof Damian von Fulda unter großer nationaler Anteilnahme. Seit 1930 ist Frauenfrieden eine selbständige Pfarrei.

Grundriss

Die Frauenfriedenskirche von Hans Herkommer ist ein Stahlbetonbau mit Natur- und Kunststeinverkleidung. Der Grundriss ist längsrechteckig. Der Chor ist um die Breite der Seitenschiffe eingezogen, die Portalfront ist auf den Chor bezogen.

Links vom Portal befindet sich die runde Taufkapelle. Der Chor, dessen Altar unmittelbar vor die Schlusswand gerückt ist, gliedert sich wie das Langhaus in drei Schiffe.

In der Art mittelalterlicher Klosteranlagen schließen sich rechts der Kirche der dreiseitig von Pfeilergängen umgebene Ehrenhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege und die Gemeinderäume an.

Der erste Spatenstich erfolgte 1926, die Grundsteinlegung 1927. Der Ehrenhof mit den in die Pfeiler gemeißelten Namen der Kriegstoten aus ganz Deutschland wurde 1931 eingeweiht.

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Architekt Hans Herkommer

Herkommer studierte von 1906 bis 1910 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart. Seine Lehrer waren Theodor Fischer, Paul Bonatz und Martin Elsaesser. Ab 1919 führte er sein eigenes Büro.

Zum Zeitpunkt des Baus der Frauenfriedenskirche war er bereits ein namhafter Architekt, der die Techniken und Materialien des Neuen Bauens auf ihre Anwendbarkeit im Kirchenbau überprüfte. Dabei ging es Herkommer vor allem um die konstruktive Weiterentwicklung traditioneller Formen.

Er war einer der ersten, der die Spannbarkeit des Stahlbetons konsequent für den Kirchenbau nutzte, indem er auf die Ästhetik der Binderkonstruktionen (Decken-Dach-Konstruktion über querliegenden Balken) zunehmend verzichtete. Die Frankfurter Frauenfriedenskirche stellt Herkommers letzte Entwicklungsstufe zum reinen Längsbinderbau dar.

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Detailplanung

Herkommer plante die Frauenfriedenskirche bis ins Detail. Der travertinverkleidete Stahlbetonskelettbau besteht aus drei Kuben und bildet mit dem Pfarrhaus, den Gemeinderäumen und dem kreuzgangartig angelegten Gefallenen- und Vermisstengedenkhof eine architektonische Einheit. Der breitgelagerte Frontturm überragt den Bau als westlicher Querriegel, das Langhaus wird von einem quergestellten Chor abgeschlossen.

Über dem Portal der Frauenfriedenskirche erhebt sich die zwölf Meter hohe Mosaikstatue der Friedenskönigin des Bildhauers Emil Sutor. Das Mosaik des linken Rundbogens zeigt die Motive Nacht, Trauer und Schwert und symbolisiert den Krieg; das rechte Mosaik symbolisiert den Frieden mit der Darstellung von Sonne, Freude und Blumen. Die Mosaike sind ein Werk des Malers Friedrich Stichs, ausgeführt von der Firma Puhl & Wagner aus Berlin-Neukölln.

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Innenraum

Der Innenraum wird durch hohe, zu den Seitenschiffen offene Rundbogenarkaden und eine flache Decke gegliedert. Die ursprünglich farbigen Fenster, die im Krieg zerstört wurden, hellten sich früher zum Altar hin auf und bildeten so eine Lichtführung für den Kirchenbesucher. Sie wurden 1961 von Joachim Pick neu gestaltet und zeigen heute den zerrissenen Vorhang von Golgatha.

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Krypta

Unter dem dreischiffigen, 18 Meter hohen Kirchenraum befindet sich eine Krypta mit einer Pietà von Ruth Schaumann.

Für die Wiederherstellung der Raumschale in der Krypta einigte man sich auf der Grundlage zahlreicher dreidimensionaler Farbuntersuchungen darauf, die bauzeitliche Farbfassung zu erhalten beziehungsweise zu rekonstruieren.

Das Ergebnis waren dreifarbige, blau-rot-grün abgesetzte Deckenringe, Wandflächen mit Putzton und darüber liegenden zweifarbigen Lasuren in Grün und Weiß sowie eine farbintensive Caput Mortuum Pieta-Nische.

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Kriegszerstörung und Wiederaufbau

1944 zerstörte eine Bombe das Dach und die Fenster der Frauenfriedenskirche. Über ein Jahr lang war das Gebäude der Witterung ausgesetzt und verlor in dieser Zeit seine ursprüngliche Farbigkeit. 1946 konnte das Dach notdürftig repariert werden, aber erst in den 50er Jahren wurde es vollständig erneuert.

Eine oberflächliche Renovierung mit dem Einbau einer neuen Heizung und neuer Heizkanäle erfolgte in den 70er Jahren. Die Wände wurden in einem einheitlichen hellen Farbton gestrichen, fast alle Spuren der alten Farbfassung wurden entfernt.

Restaurierung

Als 2015 schwere Schäden an der Fassade und der Taufkapelle durch Bodenbewegungen auftraten, wurden erste Überlegungen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes durch eine erneute, gründliche Sanierung angestellt.

Von 2018 bis 2020 wurde das Bauwerk im Rahmen einer umfassenden Restaurierung nach bauzeitlichen Befunden in weiten Teilen farblich neu gefasst. Der ursprüngliche Chor leuchtet nun an den Seiten in kräftigem Orange, während das monumentale Altarwandfresko grau hinterlegt ist. Die vielfältigen Baudetails wurden akzentuiert und hervorgehoben. Die bereits in den 1970er Jahren in den Kirchenraum versetzte Altaraufstellung wurde 2020 ebenfalls neu gestaltet.

2020 wurden die Altarinsel und die Anordnung der Kirchenbänke liturgisch neu ausgerichtet. Die neuen Prinzipalstücke stammen von Tobias Kammerer. Der am 22. November 2020 geweihte ovale Altar ist in Anlehnung an die christliche Symbolik von Leben und Auferstehung einem Ei nachempfunden.

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

Frauenfriedenskirche, 1927-1929. Architekt: Hans Herkommer. Foto: Daniela Christmann

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