1919 – 1926
Architekt: Fritz Schumacher
Am Gänsemarkt 36, Hamburg
Das Dienstgebäude der Finanzbehörde am Gänsemarkt in Hamburg mit einer Fläche von 21.000 Quadratmetern wurde zwischen 1919 und 1926 nach Plänen des Oberbaudirektors Fritz Schumacher errichtet. Es steht unter Denkmalschutz.
Finanzdeputation und Finanzbehörde Hamburg
Die Finanzbehörde (ehemals Finanzdeputation) ist eine der ältesten Behörden Hamburgs, deren Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht.
1860 wurde die bisherige Kämmerei in die Finanzdeputation umgewandelt, die in der Folgezeit nach und nach die Aufgaben der anderen Deputationen, zuletzt 1920 auch die der Steuer-Deputation sowie der Deputation für indirekte Steuern und Abgaben übernahm.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Finanzdeputation mehrfach umbenannt in „Hamburgische Finanzverwaltung“, „Hamburgische Finanzbehörde“ und zuletzt wieder in „Kämmerei“.
Nach Kriegsende erfolgte 1947 schließlich die Umbenennung in Finanzbehörde.
Ihren Sitz hatte die Kämmerei ursprünglich im alten Rathaus an der Trostbrücke.
Nachdem dieses 1842 dem Großen Stadtbrand zum Opfer gefallen war, wurde die Kämmerei vorübergehend im ehemaligen Waisenhaus in der Admiralitätstraße untergebracht, ehe sie 1897 ins neu erbaute Hamburger Rathaus umziehen konnte.
Dienstgebäude am Gänsemarkt
Seit 1926 befindet sich die Behörde in ihrem heutigen, von Fritz Schumacher erbauten Dienstgebäude am Gänsemarkt.
Der unregelmäßig vierflügelige Stahlbetonskelettbau, der mit Klinkersteinen verblendet ist, umschließt einen Innenhof.
Das Haus hat sechs reguläre Stockwerke und zwei Staffelgeschosse.
Die Fassade ist durch Pilaster und rechteckige Sprossenfenster gegliedert. Das sechste, leicht vorkragende Stockwerk und die Staffelgeschosse verfügen über Rundbogenfenster.
Ein Eckturm trennt den zum Gänsemarkt gerichteten Flügel von dem am Valentinskamp. Im unteren Bereich ist er in den Bau einbezogen, im Bereich der Staffelgeschosse ragt er zylindrisch aus dem Baukörper hervor.
Die Eingänge am Gänsemarkt und am Valentinskamp sind jeweils durch drei hohe Rundbögen betont, die über zwei Stockwerke reichen.
Richard Kuöhl
Farbige Terrakottafiguren schmücken die Fassaden. Es handelt sich um Entwürfe des Bildhauers Richard Kuöhl, der auch die Keramikverkleidungen und den Brunnen in der Eingangshalle gestaltet hat.
Baugeschichte
Nachdem der Vorgängerbau abgerissen worden war, begann man im Dezember 1919 mit dem Aushub der Baugrube. Im April des folgenden Jahres waren die Erdarbeiten abgeschlossen, danach lag der Bau zwei Jahre still.
Erst im April 1923 begannen die Arbeiten am Fundament.
Im März 1924 war das Kellergeschoss fertiggestellt, erst zweieinhalb Jahre später, im Dezember 1926 konnte das fertige Gebäude übergeben werden.
Die außergewöhnlich lange Bauzeit erklärt sich aus den finanziellen Engpässen in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg und der Hyperinflation im Jahr 1923.
Wiederaufbau und Sanierung
1944 wurden große Teile des Obergeschosses am Valentinskamp zerstört, nach dem Krieg aber originalgetreu wieder aufgebaut.
In den Jahren 1988 bis 1990 erfolgte eine originalgetreue Erneuerung der Fenster.
Zwischen 1998 und 2001 erfolgten weitere denkmalgerechte Sanierungsarbeiten.
Veräußerung und Rückkauf des Gebäudes
2006 wurde das Gebäude an einen Immobilienfonds verkauft.
2023 kaufte die Stadt Hamburg den unter Denkmalschutz stehenden Bau zurück.
Er soll von einer der städtischen Immobiliengesellschaften als neuer Eigentümerin denkmalgerecht und unter energetischen Gesichtspunkten saniert und anschließend weiter an die Behörde vermietet werden.