1919 – 1924
Architekt: Erich Mendelsohn
Albert-Einstein-Straße, Potsdam
Vorgeschichte
Der Einsteinturm ist ein zwischen 1919 und 1924 nach Plänen von Erich Mendelsohn errichtetes Observatorium auf dem Telegrafenberg in Potsdam.
Betreiber des Turmteleskops ist das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam.
Der Einsteinturm wurde im Auftrag der Einstein-Stiftung zur spektralanalytischen Forschung – insbesondere dem Nachweis der Relativitätstheorie – errichtet und 1924 in Betrieb genommen.
Im Inneren des Gebäudes wird das Sonnenlicht durch ein Spiegelsystem bis in den Keller geleitet, wo es durch Spektrografen in seine Farbbestandteile zerlegt wird. Die Verschiebung des Rotspektrums sollte den Beweis für die Allgemeine Relativitätstheorie erbringen. Dieser Nachweis gelang jedoch nicht.
Die Spektralanalyse ermöglichte jedoch neue Erkenntnisse über physikalische Prozesse in den äußersten Schichten der Sonne, beispielsweise konnten die kosmische Magnetfelder in den Sonnenflecken gemessen werden.
Albert Einstein und Erwin Finlay Freundlich
Während Albert Einstein in den Jahren 1911 bis 1915 an seiner Allgemeinen Relativitätstheorie arbeitete, forderte er die astronomische Fachwelt auf, seine Vorhersagen experimentell zu überprüfen.
Als einer der ersten Wissenschaftler stellte sich Erwin Finlay Freundlich der Aufgabe. Er war Astrophysiker an der Sternwarte in Babelsberg bei Potsdam und mit Einstein seit 1911 bekannt.
Seit 1917 plante er in Abstimmung mit Einstein ein Observatorium, das den speziellen Anforderungen genügen würde.
Entwurf
Freundlich unterhielt enge persönliche Kontakte zu dem Architekten Erich Mendelsohn. Er unterrichtete ihn ausführlich über die Entwicklung der Allgemeinen Relativitätstheorie und interessierte ihn für den Entwurf des Observatoriums.
Finanziert wurde der Bau des Einsteinturms mittels eines Spendenaufrufs an die deutschen Industriellen, der 1919 in allen deutschen Tageszeitungen erschienen war und auf die angespannte Finanzlage der deutschen Forschung hingewiesen hatte.
Ein großer Teil der benötigten 500.000 Reichsmark war bereits ein Jahr nach dem Aufruf gestiftet. Mit diesem Grundstock der sogenannten Albert-Einstein-Stiftung der deutschen Industrie konnte der preußische Staat von der Notwendigkeit des Baus überzeugt werden.
Erste konkrete Entwürfe von Erich Mendelsohn entstanden 1919. Die Bauzeit zog sich bis ins Jahr 1922, die langwierige Installation der wissenschaftlichen Geräte war erst 1924 beendet.
Am 6. Dezember 1924 nahm das Institut offiziell seinen Betrieb auf. Einstein selbst leitete im Arbeitsraum des Observatoriums die erste Sitzung des Kuratoriums. Noch im selben Jahr wurde die Bezeichnung Einsteinturm allgemein üblich.
Bauweise
Mendelsohn hatte das Observatorium in Mischbauweise errichtet. Kuppelkranz, die Außenwände der Anbauten, Terrasse und Terrassentreppe sind in Beton ausgeführt.
Der Turm selbst besteht aus Ziegelmauerwerk, ebenso die Dächer über den Anbauten.
Der gewünschte Eindruck eines homogenen Betonbaus entstand erst, nachdem das Bauwerk mit einem feinkörnigen Spritzputz überzogen war.
Bereits kurz nach seiner Fertigstellung offenbarte der Bau zahlreiche Mängel.
Im Wesentlichen bestand das Problem darin, dass der Bau aus Ziegelstein ausgeführt und anschließend mit einer dünnen Außenhaut aus Zementputz überzogen wurde.
Schon bald bildeten sich zahlreiche Risse.
Sanierung
Anfang der 1990er Jahre schien die Existenz des Gebäudes bedroht.
Auf umfangreiche Untersuchungen und Kartierung der Schadensstellen folgte in den Jahren 1997 bis 1999 die bisher gründlichste Sanierung. Dabei wurde darauf geachtet, so viel Originalsubstanz wie irgend möglich zu erhalten.
Richard Neutra
Der Architekt Richard Neutra, seinerzeit bei Mendelsohn beschäftigt, gestaltete die Freianlagen rings um den Turm.