1925 – 1926
Architekt: Walter Gropius
Gropiusallee 38, Dessau
Das Prellerhaus wurde in den Jahren 1925 bis 1926 als Teil des Ensembles der Bauhaus-Gebäude in Dessau nach Plänen von Walter Gropius errichtet.
Hintergrund
In den ersten Entwürfen von Walter Gropius für das Bauhaus in Dessau war dieser Bauteil nicht vorgesehen, er wurde später als sogenannter Atelierbau hinzugefügt.
Hintergrund dieser Entscheidung von Walter Gropius war die aus der Not der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg geborene Erlaubnis, dass Studierende die Ateliers im Prellerhaus in Weimar auch zum Übernachten nutzen durften.
Diese Kombination von Wohnen und Arbeiten in einem Raum hatte sich bereits in Weimar als derart erfolgreich erwiesen, dass auch am neuen Standort in Dessau ein solches Ateliergebäude mit Wohnmöglichkeiten zur Verfügung stehen sollte.
Prellerhaus
Im fünfstöckigen Atelierhaus, dem sogenannten Prellerhaus, befanden sich die 28 Wohnapartements der Studenten und Jungmeister des Bauhauses.
Der Name des Gebäudes wurde beim Umzug des Bauhauses vom gleichnamigen Ateliergebäude in Weimar übernommen. Dieses ist nach seinem Erbauer, dem Maler Louis Preller benannt.
Bewohner
In den 28 Atelier- und Wohnräumen des 1926 nach Plänen von Walter Gropius fertiggestellten Bauhausgebäudes lebten und arbeiteten auf jeweils rund 24 Qudratmetern Fläche eine Reihe der bekanntesten Persönlichkeiten der Bauhausepoche, unter anderen Josef Albers, Erich Consemüller, Herbert Bayer, Franz Ehrlich, Walter Peterhans, Hannes Meyer, Joost Schmidt und Marcel Breuer.
Auf der sogenannten Damenetage waren Gertrud Arndt, Marianne Brandt, Gunta Stölzl und Anni Albers zu Hause.
Die Kombination von Wohnen und Arbeiten in einem Raum hatte sich bereits im Prellerhaus in Weimar bewährt und so plante Walter Gropius auch am neuen Standort Dessau ein solches Ateliergebäude mit Wohnmöglichkeiten.
Das Gebäude wurde so das erste Studentenwohnheim Deutschlands, das in eine Hochschule integriert war.
Wohnungen
Zu einem erschwinglichen Preis von 20 Reichsmark pro Monat, Reinigung und Gas inklusive, erhielten die Studenten über 20 Quadratmeter Wohn-Arbeitsfläche, wandbreite Fenster, eine Waschgelegenheit mit fließend kaltem und warmem Wasser.
Dazu kam eine Bettnische mit einer Überdecke aus der Bauhaus-eigenen Weberei (die sogenannte Prellerdecke von Gunta Stölzl), Einbauschrank und modernes Mobiliar aus den Bauhaus-Werkstätten.
Auf jeder Etage gab es 7 Ateliers und eine Gemeinschaftsküche an einem Mittelgang.
Die Ateliers an der Ostseite hatten jeweils einen kleinen, hervorstehenden Balkon mit niedriger Brüstung. An der Südseite befand sich ein umlaufender Balkon, der von der Küche aus erreichbar war.
Im Sockelgeschoss des Hauses gab es Duschen und Bäder, Umkleideräume, eine Turnhalle und die Möglichkeit Wäsche zu waschen.
Das Dach des Prellerhauses war begehbar und stand als Fläche für Gymnastikübungen zur Verfügung. Alle Etagen waren mit der Küche im Erdgeschoss über einen Speisenaufzug verbunden.
Farbkonzept
Jeder Etage war von Hinnerk Scheper ein Farbton zugeordnet worden: Das untere, blaue Geschoss war für die Studentinnen der Weberei vorgesehen; die beiden mittleren Etagen (rot und gelb) bewohnten Schüler der anderen Werkstätten und Malklassen; in die oberste, weiße Etage zogen Architekturstudenten ein.
Umbau und Sanierung
1930 ließ Ludwig Mies van der Rohe einige Ateliers in große Klassenräume umbauen, in denen Josef Albers und Wassily Kandinsky unterrichteten.
Während der DDR-Zeit, als das Bauhaus das Bildungszentrum des Amtes für Industrielle Formgestaltung beherbergte, wurden im Prellerhaus ein Raum auf jeder Etage zu einem Duschraum umgebaut.
2006 wurde das Haus nach den ursprünglichen Plänen saniert und steht seitdem für Übernachtungen zur Verfügung.