1922 – 1924
Architekt: Fritz Höger
Burchardplatz 1-2, Hamburg
Das denkmalgeschützte Chilehaus wurde in den Jahren 1922 bis 1924 als Kontorhaus nach Plänen von Fritz Höger auf einem zweigeteilten, spitzwinklig zulaufenden Grundstück in Hamburg errichtet.
Vorgeschichte
Das Kontorhaus war vor allem Symbol des Aufbauwillens während der Inflationszeit: Inmitten allgemeiner Arbeitslosigkeit arbeiteten zeitweise 4.000 Handwerker gleichzeitig an dem Bau.
Schiffsbug und expressionistische Details machten das Gebäude in kürzester Zeit überregional bekannt und zu einem der Wahrzeichen Hamburgs.
Bauherr war der Unternehmer Henry Brarens Sloman, der sein Vermögen durch den Handel mit Salpeter aus Minen in Chile erworben hatte.
Er hatte 1921 zwei rund 6.000 Quadratmeter große Grundstücke beiderseits der Fischertwiete gekauft.
Durch die Devisen, über die er aufgrund seiner Geschäfte verfügte, war er in der Lage, das Bauprojekt noch während der Inflationszeit beginnen zu können.
Die hierfür benötigten 4,8 Millionen Oldenburger Klinker hatte Sloman bereits weit vor Baubeginn auf Vorrat erworben.
Der Entwurf von Fritz Höger überzeugte zunächst durch seinen Vorschlag, die Fischertwiete mit einem Verbindungstrakt torartig zu überbauen.
Bauwerk
Mehrere Änderungsanträge der Baufluchtlinien an die Bauverwaltung waren notwendig um die scharfe Bugspitze des Gebäudes und die elegant geschwungene Fassade im Süden realisieren zu können.
Mit 36.000 Quadratmetern Geschoßfläche gehörte das Chilehaus zu den größten Bürohäusern des Deutschen Reichs in der Zwischenkriegszeit.
Der Betonskelettbau verfügte im Innern über variabel aufteilbare Mietflächen.
An der Fassade schießen filigrane Pfeiler in die Höhe und werden von den bis zu vier Umgängen der Staffelgeschosse abgefangen.
Jede siebte Mauerwerkslage ist um 45 Grad gedreht und sorgt auf diese Weise für ein diffuses Flimmern der Fassade. Die Bögen an der Fischertwiete sind umgeben von einem rautenförmigen Ziegelverband, der an ein Kreuzstichmuster erinnert.
Wellenförmige Terrakotten an den Arkaden und ein Andenkondor als Galionsfigur nach Entwürfen von Bildhauer Richard Kuöhl unterstreichen den Schiffscharakter des Bauwerks.
Ausstattung
Das Innere des weitläufigen Gebäudes besticht durch die aufwendigen Details und geschickte Kombination der Materialien.
Vom ruhigen Innenhof an der Fischertwiete aus erschließen zwei Treppenhäuser das Gebäude.
Ein drittes Treppenhaus liegt mit den Zugängen von den Hauptfassaden in der Spitze des Hauses.
Die Baustoffe Terrakotta, Tuffstein und Fliesen bestimmen den Charakter der Treppenhäuser und Eingangsbereiche.
Eine breite Treppe mit gusseisernen, grün lackierten Pfosten und Stäben und einem doppelläufigen Handlauf führt den Besucher in das zehn Stockwerke hohe Gebäude.
Schmiedeeiserne Gitter mit vergoldeten Details schützen die Portale im Innenhof.
Eine Treppe führt von hier aus auf ein gerundetes Zwischenpodest, wo sechs deckenhohe Rundbogenfenster mit dunkelblau gefliesten Laibungen den Raum belichten.
Hölzerne Bänke schließen die Fenster nach unten ab.
Denkmalschutz und Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes
Das Chilehaus steht seit 1983 unter Denkmalschutz und wurde als wesentlicher Bestandteil des Kontorhausviertels gemeinsam mit diesem 2015 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.