1925 – 1926
Architekt: Theodor Fischer
Ruffiniallee 1, Planegg bei München
Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche wurde von 1925 bis 1926 nach Plänen des Architekten Theodor Fischer in Planegg bei München errichtet.
Die Waldkirche ist ein achteckiger Zentralbau mit Zeltdach. Den notwendigen Gemeindesaal integrierte Fischer in einen Verbindungstrakt zwischen dem eigentlichen Kirchenraum und dem Turm, in dem sich Wohnungen für kirchliche Bedienstete befanden.
Architekt Theodor Fischer
Der Architekt Theodor Fischer wurde 1862 in Schweinfurt geboren. Er wandte sich bald vom Stil seines Lehrers Friedrich Thiersch ab und orientierte sich vor allem am jeweiligen regionalen Umfeld.
Nach dem Studium arbeitete Fischer zunächst in verschiedenen Büros und Bauämtern in München. In Stuttgart lehrte er von 1901 bis 1908 als Professor für Entwerfen und Städtebau an der Technischen Hochschule.
1907 war er Mitbegründer des Deutschen Werkbundes und wechselte 1908 an die Technische Hochschule München, wo er sich um eine Reform des Architekturstudiums bemühte. 1928 wurde Theodor Fischer emeritiert, 1938 starb er in München.
Als Theodor Fischer 1925 den Auftrag für einen Kirchenneubau in Planegg annahm, stand der Wunsch im Vordergrund, die räumliche Trennung von Pfarrer und Gemeinde aufzuheben.
Zentralbau
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich vor allem evangelische Theologen der Liturgischen Bewegung für Zentralbauten ein: Der gängige Grundriss der Wegekirche sei von den mittelalterlichen katholischen Kirchen vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil übernommen worden.
Dieser Längsraum zementiere die Trennung zwischen dem Priester vorne am Altar und den Laien hinten in den Bänken. Stattdessen sollte sich die evangelische Gemeinde um den Altar in der Mitte des Raumes versammeln.
Dieses Konzept vertrat unter anderem das einflussreiche Wiesbadener Programm von 1890. Ein späterer Verfechter des Zentralraums war Otto Bartning, der 1922 den idealtypischen Entwurf seiner Sternkirche entwickelte.
Der erste Spatenstich erfolgte im Oktober 1925, im Dezember 1926 wurde die Kirche geweiht.
Vorgeschichte
Vor dem Bau der Waldkirche stand der evangelischen Gemeinde Planegg nur ein Betsaal im Schulhaus zur Verfügung. Als Rudolf Freiherr von Hirsch der Gemeinde ein Grundstück schenkte, das mehrfach getauscht wurde, konnte der Pfarrer schließlich Theodor Fischer als Architekten gewinnen.
Fischer hatte bereits für München-Giesing eine evangelische Kirche als Zentralbau auf ovalem Grundriss geplant, der jedoch nicht realisiert wurde. 1926, zwei Jahre vor seiner Emeritierung, schuf er in Planegg eines seiner bekanntesten Spätwerke.
Otto Bartning hatte 1922 seine Sternkirche entworfen, einen Rundbau, in dessen erhöhter Mitte er Altar und Kanzel als Mittelpunkt von Liturgie und Kirche platzierte. 1929 verwirklichte Bartning sein Konzept in der Essener Auferstehungskirche.
Theodor Fischer war also auf der Höhe seiner Zeit, als er 1926 die Waldkirche baute. In einem Artikel über die Waldkirche in der Fachzeitschrift Kirche und Kunst vom Juli 1927 äußerte er sich selbst zu seinem außergewöhnlichen Bau: Mit der Waldkirche habe er versucht, für die beiden gleichwertigen Dinge, Kanzel und Altar, den Ort zu finden, wo sie in der Gemeinde und in gutem Einvernehmen aufgestellt werden können.
Außenbau
In einem Waldstück am Ortsrand von Planegg liegt der freistehende Putzbau, der von einem achtseitigen, ziegelgedeckten Zeltdach mit großen Gauben überspannt wird. Zwischen Kirche und Turm liegt der deutlich niedrigere Gemeindesaal mit Satteldach.
Über einem gleichseitigen achteckigen Grundriss erhebt sich der Kirchenraum, dessen umlaufende Empore von schlanken, mit Lärchenholz verkleideten Stützen getragen wird, die elf Meter hoch bis unter das Kassettendach reichen.
Die Kirche kann von drei Seiten betreten werden. In der Mitte befindet sich der Altarraum, in dem ursprünglich auch der Altar stand. Inzwischen ist er jedoch einen halben Meter nach Osten gerückt, näher an die Kanzel, die vor der Ostwand steht.
Dahinter schließt sich ein rechteckiger Anbau an, der den Gemeinderaum und an seinem östlichen Ende die Sakristei beherbergt, die zugleich das Fundament für den Kirchturm bildet.
Innenraum
Von den drei Eingängen führen jeweils leicht ansteigende Stufen zum achteckigen Altarraum im Zentrum der Kirche. Hinter dem dort aufgestellten Altar erhebt sich an der Ostseite des Oktogons auf halber Höhe der Stufen das Kanzelpult. Die dahinter liegende Faltwand öffnet sich zum dahinter liegenden Gemeindesaal.
An den übrigen sieben Seiten der Kirche steigen die Kirchenbänke nach hinten hin an. So umringt die Gemeinde den Altar wie in einem Amphitheater. Der Raum ist von einer achtseitigen Empore umgeben, die in der Mitte bis unter das steile Spitzdach reicht und dort von einem umlaufenden Glasfries erhellt wird.
Im Innenraum dominiert das Material Lärchenholz. Im Gegensatz dazu sind die Wände weiß und die Bänke grau. Bildlicher Schmuck findet sich lediglich am Kanzelpult sowie umlaufend an der Emporenbrüstung.
Ausstattung
Der teils plastische, teils gemalte Emporenschmuck auf der Ostseite sowie der Altar stammen von Ernst Penzoldt.
Die Ausstattung der Waldkirche ist bewusst schlicht gehalten: Bilder finden sich nur an der Emporenbrüstung. Hervorzuheben ist hier vor allem die Dreifaltigkeitsdarstellung des Künstlers und Schriftstellers Ernst Penzoldt, die quasi als Altarbild über der Ostseite angebracht ist.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Kunstwerk als sogenannt „entartet“ eingestuft und durch ein Kruzifix von Helmut Imman ersetzt.
1977 stellte die Gemeinde den ursprünglichen Zustand wieder her.
Die übrigen Bilder an der Emporenbrüstung stammen von dem Landschaftsmaler Bernhard Jäger und zeigen biblische Landschaften.
Die Flachschnitzereien im Holz des Kanzelpultes stammen vom Bildhauer Hans Wimmer. Sie zeigen an der Vorderseite den Apostel Paulus und an den Seiten seine Wirkungsstätten.
Sanierung
An der Waldkirche wurde Sanierungsbedarf festgestellt, der ab 2023 behoben werden soll.
Begonnen wurde mit den Holzstützen im Innenraum. Diese bestehen innen aus verleimten Holzbrettern, die mit Lärchenholz verkleidet sind.
Im Laufe der Zeit löste sich der Leim, woraufhin im Dezember 2023 die Holzschichten mit Schrauben stabilisiert wurden. Um dem Denkmalschutz gerecht zu werden, wurden die Schrauben mit Holzdübeln abgedeckt.
Im nächsten Bauabschnitt sollen 2025 die Außenfassade und das Dach saniert werden. Die Innensanierung ist für 2026 geplant.