1926 – 1928
Architekten: Hans Heinrich Müller, Felix Thümen
Mauerstraße 78-80, im Innenhof, Berlin-Mitte
Das denkmalgeschützte Umspannwerk ist nach Plänen von Hans Heinrich Müller und Felix Thümen am Standort des ehemaligen Kraftwerks Mauerstraße errichtet, dessen Gebäude für den Neubau fast vollständig abgerissen wurden.
Der Name Buchhändlerhof verwies auf die zur Wilhelmstraße anschließenden Büros der Korporation der Berliner Buchhändler.
Städtische Elektrizitätswerke Berlin
Die Städtischen Elektrizitäts-Werke, Aktiengesellschaft zu Berlin (A.G. StEW) war eine Tochtergesellschaft der 1883 gegründeten Deutschen Edison-Gesellschaft (DEG), aus der 1887 die AEG hervorgegangen ist.
Die A.G. StEW wurde 1887 in Berliner Elektrizitäts-Werke (BEW) umbenannt. Die Unternehmen wurden in Personalunion von Emil Rathenau, Oskar von Miller und Felix Deutsch geleitet.
Berliner Zentralstation
Der Standort des Abspannwerks Buchhändlerhof im inneren Blockbereich der Mietshäuser Mauerstraße 78-80 ist mit der frühen Entwicklung der Berliner Elektrizitätswerke eng verbunden:
Auf dem Grundstück wurde 1885 bis 1886 von den Städtischen Elektrizitäts-Werken, Aktiengesellschaft zu Berlin eine der beiden ersten Berliner Zentralstationen zur Versorgung der Gebäude in der Leipziger Straße und am Potsdamer Platz nach Plänen von Oskar von Miller erbaut.
Von dieser Zentralstation ist heute noch der nördliche Bauteil von 1885 vorhanden, der 1893 zur Aufstellung moderner Dampfdynamomaschinen umgebaut wurde und bei dem es sich um das das älteste bauliche Zeugnis der Elektrizitätswirtschaft Deutschlands handelt.
1926 bis 1928
Beim erneuten Umbau zum Schalthaus 1926 bis 1928 durch Hans Heinrich Müller und Felix Thümen blieb die alte Maschinenhalle in ihrer räumlichen Fassung von 1893 weitgehend erhalten.
Das neue Abspannwerk war Bestandteil des seit 1924 aufgebauten 30-kV-Kabelnetzes, das dem bisherigen 6-kV-Versorgungsnetz überlagert wurde und nun die Verbindung zwischen den Berliner Kraftwerken und den neu errichteten Abspannwerken in den Stadtteilen herstellte.
Neubau
Für den Neubau der Anlage wurden Teile der alten Kraftwerksbauten abgerissen, andere Gebäudeteile für den Betrieb einer Gleichrichteranlage umgebaut sowie ein neungeschossiger Neubau für das Schalthaus errichtet.
Über einen mehrgeschossigen Bau mit Torbogen schuf man eine Verbindung zwischen dem Schalthaus und den Altbauten. Neungeschossig, um drei Lichthöfe gruppiert, waren die Schaltanlagen übereinander gestapelt. Das Wartengebäude (enthält den Kontrollraum des Umspannwerkes) im Winkel zwischen Neubau und Verbindungsbau ist als viertelkreisförmiger, dreifach nach oben hin jeweils stärker auskragender Baukörper gestaltet.
Vorbild Fabrikbauten Hans Poelzig
Die Baukörperausbildung und die sichtbar belassene Stahlkonstruktion mit Prüßwandausmauerung (unter Prüßwand versteht man eine massive freitragende Wand bestehend aus einer Konstruktion von waagerecht und senkrecht in zwei Ebenen nebeneinander gespannten Bandeisen, die mit Ziegelmaterial, Verblendsteinen oder Betonplatten ausgefacht ist) erinnern an die wegweisenden Fabrik- und Gewerbebauten von Hans Poelzig.
Hans Heinrich Müller und Felix Thümen, die in diesen Jahren mehrere Abspannwerke in Berlin entwarfen, entwickelten eine eigene zeitgemäße Formensprache, die die Gebäudefunktion und die Bedeutung der Elektrizitätswerke für die Stadt- und Industrieentwicklung hervorhob.
Nachkriegszeit und heutige Nutzung
Im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Anlage schwer beschädigt und blieb danach, im Ostteil von Berlin gelegen, als Teilruine erhalten.
1988 erfolgte die Stilllegung der noch verbliebenen Betriebseinrichtungen. Technisch entkernt blieb nur noch die Schaltwarte erhalten.
1993 eröffnete das E-Werk als Techno-Club.
Nach Schließung des Clubs im Juli 1997 scheiterten mehrere Initiativen für eine dauerhafte Nutzung.
Seit 2005 ist das sanierte E-Werk Veranstaltungsort und Bürogebäude.
Danke für diesen gut recherchierten Artikel mit den zahlreichen Fotos von Daniela Christmann, die auch die außergewöhnlichen baulichen Details schön zeigen. Der einzige Artikel, der auch den Co-Architekten Felix Thümen nennt.
Danke für die nette Rückmeldung, die mich sehr gefreut hat! Die Fotos und auch die Texte sind von mir. Herzliche Grüße