1927 – 1928
Architekten: Hugo Schlösser, Wilhelm Friedrich Laur
Katharinenstraße 14, Friedrichshafen
Die katholische Pfarrkirche Sankt Petrus Canisius wurde in den Jahren 1927 bis 1928 nach Plänen der Architekten Hugo Schlösser und Friedrich Laur in Formen der Neuen Sachlichkeit mit expressiven Details errichtet.
Friedrichshafen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Friedrichshafen zu einer bedeutenden Industriestadt.
1908 siedelte sich das Zeppelinwerk hier an, es folgten die Maybach-Motorenwerke im Jahr 1912, das Dornier-Werk 1914 und schließlich die Zahnradfabrik 1915.
Der Bau einer zweiten katholischen Kirche in Friedrichshafen erwies sich durch den damit verbundenen Bevölkerungszuwachs als unumgänglich.
Erste Pläne wurden durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zunichte gemacht.
1926 erwarb die Kirchengemeinde das Grundstück zum Bau einer neuen Kirche.
Am 9. Oktober 1927 erfolgte die Grundsteinlegung mit deren Planung die Architekten Hugo Schlösser und Wilhelm Friedrich Laur beauftragt waren.
Am 25. November 1928 wurde die Kirche geweiht.
Bauwerk
Die dreischiffige Basilika mit 58 Meter langem Hauptschiff und 46 Meter hohem Turm ergänzen Anbauten in kubischen Formen an der Westseite.
Der Turm mit quadratischem Grundriss ist geprägt durch hohe schlanke Schallöffnungen und einem sechs Meter hohen, vergoldeten Kreuz.
Turm und Kirchenfassade sind komplett mit Klinker verkleidet.
Der Westbau ist gegliedert durch eine dreibogige Mittelarkade aus Muschelkalk.
Darüber erhebt sich die monumentale Kreuzigungsgruppe des Bildhauers Karl Rieber aus dem Jahr 1928.
Unter den Arkaden öffnen sich drei Eingänge zur Kirche, über dem mittleren Eingang befindet sich ein Relief des Hl. Petrus Canisius, ebenfalls von Karl Rieber.
Innenraum
Im Inneren ist das Mittelschiff von zehn Eisenbetonträgern überspannt und läuft in einem über fünfzehn Meter hohen Spitztonnengewölbe aus.
Die beiden Seitenschiffe sind flach gedeckt.
Beleuchtet wird der Innenraum durch schmale und hohe Oberlichter.
Im Osten beschließt die Kirche ein zweifach gestufter, elf Meter tiefer rechteckiger Chor mit der Bronzeplastik „consummatum est“ von Toni Schneider-Manzell aus dem Jahr 1970.
Seitlich wird das Mittelschiff von jeweils sieben Arkaden begrenzt, die in Spitzbogenform fast bis zu den Oberlichtern reichen.
Drei weitere spitzbogige Arkaden finden sich unter der Orgel.
Farbgestaltung
Die farbliche Gestaltung des Innenraums, die ganz wesentlich zu seiner Wirkung beiträgt, entwarf August Blepp.
In den Seitenschiffen findet sich ein tiefes Blau, das durch Erdtöne in den Arkaden in eine lichte gelb-golden gestaltete Halle übergeht.
Gegenüber der Kanzel befindet sich eine Christusfigur aus Stein von Tony Schneider-Manzell aus dem Jahr 1930.
Sanierung
1944 wurde die Kirche beschädigt, brannte jedoch nicht aus. 1965 bis 1968 erfolgte eine umfassende Sanierung unter Leitung des Architekten Wilfried Beck-Erlang.
Die ehemals bemalte Holzdecke wurde erneuert und Fenster des Künstlers Lothar Quinte eingesetzt.
Diese Betonglasfenster aus dem Jahr 1968 greifen in ihrer feinen Gliederung das Klinkermauerwerk auf und fügen sich harmonisch in das Bild der Kirche.