1928 – 1930
Architekten: Oscar Delisle, Bernhard Ingwersen, Richard Berndl
Anzinger Straße, Rosenheimer Straße, Wollanistraße, Karl-Preis-Platz, München
Die Siedlung Neuramersdorf im Münchner Stadtbezirk Berg am Laim wurde in den Jahren 1928 bis 1930 nach Plänen der Architekten Oscar Delisle, Berhard Ingwersen und Richard Berndl errichtet.
Großsiedlungen München
Sie war die größte von insgesamt fünf Großsiedlungen, die zum Ende der zwanziger Jahren in München gebaut wurden.
Karl Preis
Das vom Wohnungsbauferenten Karl Preis initiierte Bauprogramm hatte zum Ziel, die rasch zunehmende Wohnungsnot in München zu lindern.
Nach dem Ende der Ersten Weltkriegs war die allgemeine Lage nicht nur in München, sondern in allen Großstädten Deutschlands bestimmt durch wirtschaftliche Depression, Wohnungsnot und einem großen Bedarf an sozialgerechten Wohnungen.
1917 gründete die Stadt München ein Referat für Wohnungsbau und Wohnungswesen, das der Wohnungsnot effizient entgegenwirken sollte.
Siedlung Neuramersdorf
Seit der Währungsreform 1924 und bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 war eine deutliche Zunahme an Bauvorhaben zu verzeichnen. Staatliche und städtische Darlehen wurden vor allem an Baugenossenschaften vergeben, um große Quartiere zur Linderung der Wohnungsnot zu errichten.
Allein von 1918 bis 1927 errichtete die Stadt München insgesamt etwa 14.000 Wohnungen, darunter zwei Ledigenheime und ein Altersheim.
Städtische Wohnungsbaugesellschaft
Den Planungen der fünf Großsiedlungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG ging jeweils ein Architektenwettbewerb voraus, in dessen Ausschreibung größtmögliche Wirtschaftlichkeit, Typenbauweise, architektonische Einheitlichkeit (verputzter Ziegelbau, Kastenfenster, geneigtes Dach) sowie standarisierte Grundrisse gefordert war.
Ursprünglich sah die Planung 3.500 Wohnungen vor, die einsetzende Weltwirtschaftskrise machte diese Pläne jedoch zunichte. Bis 1930 waren etwa 1.400 Wohnungen fertiggestellt.
Städtebau und Planung
Die Siedlung Neuramersdorf gliedert sich in zwei Teilbereiche, die an der Kreuzung Anzingerstraße und Melusinen- / Aschheimerstraße aufeinander treffen.
Eine viergeschossige Randbebauung schirmt die nach Nord-Süd ausgerichteten Zeilen von den Hauptverkehrsadern ab.
Im Innern der Blockstrukturen werden durch die Anordnung der einzelnen Zeilen verkehrsberuhigte Straßen und Wohnhöfe gebildet.
Die Grundrisse der Wohnungen wurden in vier unterschiedlichen Typen realisiert.
Fritz Koelle
Am Karl-Preis-Platz steht die lebensgroße Bronzeplastik „Der Blockwalzer“ von Fritz Koelle aus dem Jahr 1930.
Das Kunstwerk befindet sich erst seit 1976 wieder auf dem ehemaligen Melusinenplatz (heute Karl-Preis-Platz), da es 1933 als Beispiel sogenannter ‚bolschewistischer Kunstauffassung‘ durch die Nationalsozialisten entfernt worden war.