Brno: Haus Tugendhat

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

1928 – 1930

Architekt: Ludwig Mies van der Rohe; Innenarchitektur: Ludwig Mies van der Rohe, Lilly Reich; Gartengestaltung: Ludwig Mies van der Rohe, Grete Roder

Černopolní, 45, Brno, Tschechien

Im Auftrag der Bauherren Fritz und Grete Tugendhat entwarf Ludwig Mies van der Rohe in den Jahren 1928 bis 1930 die Villa Tugendhat als Wohnhaus für die Familie. Die Inneneinrichtung entwarf er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Lilly Reich.

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Mies van der Rohe, Haus Tugendhat. Grundrisszeichnung Erdgeschoss. Tinte und Bleistift auf Transparentpapier, 62.2 x 97.8 cm, Sammlung Museum of Modern Art, New York. https://www.moma.org/collection/works/89535

Mies van der Rohe, Haus Tugendhat. Grundrisszeichnung Erdgeschoss. Tinte und Bleistift auf Transparentpapier, 62.2 x 97.8 cm, Sammlung Museum of Modern Art, New York. https://www.moma.org/collection/works/89535

Grete und Fritz Tugendhat

Grete Tugendhat (geschiedene Weiss, geborene Löw-Beer) hatte als Mitgift anläßlich ihrer Heirat mit Fritz Tugendhat von ihren Eltern einen zweitausend Quadratmeter großen Teil des Parks des elterlichen Grundstücks sowie die Kosten für den Hausbau geschenkt bekommen.

Die Eltern des Brautpaares Marianne und Alfred Löw-Beer gehörten zu einer jüdischen Großfamilie, die mit Textil-, Zucker- und Zementfabriken im mährischen Brünn wesentlich zur Industrialisierung der Tschechoslowakei beigetragen hatte.

1903 wird ihre Tochter Grete (1903-1970) geboren. Aufgewachsen in groß-bürgerlichem Milieu, heiratet sie 1922 den schlesischen Industriellen Hans Weiss. 1924 wird die Tochter Hanna geboren, wenige Jahre später die Ehe geschieden.

1928 heiratet sie Fritz Tugendhat (1895-1958). Er leitet zu jener Zeit die väterliche Tuchfabrik, ist acht Jahre älter als Grete und kommt wie sie aus einer jüdischen Brünner Familie.

Haus und Grundstück waren Vorauszahlung für ihr Erbe, da Grete Tugendhat, im Gegensatz zu ihren beiden Brüdern, nicht an den elterlichen Fabriken der Familie Löw-Beer beteiligt war.

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Bekanntschaft mit Ludwig Mies van der Rohe

Von 1924 bis 1928 lebte Grete Tugendhat zunächst mit ihrem ersten Mann, dann mit ihrer Tochter für insgesamt vier Jahre lang in Berlin.

Sie verkehrte in den Kreisen des Kunsthistorikers Eduard Fuchs und lernte 1927 Ludwig Mies van der Rohe kennen, dem Architekten des 1911 erbauten Perls-Hauses in der Hermannstraße 14 in Berlin-Zehlendorf, das Eduard Fuchs gekauft hatte.

Mies van der Rohe hatte das Haus ursprünglich für den Anwalt, Kunstsammler und -händler Hugo Perls entworfen.

1918 verkaufte Perls es an den Kulturwissenschaftler, Kunstsammler und Mäzen Eduard Fuchs – angeblich für fünf Werke von Max Liebermann. 1928 ließ Eduard Fuchs einen Galerie-Anbau nach Plänen von Mies van der Rohe errichten.

Kurz nach ihrer Hochzeit besuchten Grete und Fritz Tugendhat die von Mies van der Rohe 1921 bis 1923 erbaute und heute zerstörte Villa Kempner in Berlin-Charlottendorf. Mitte 1928 findet ein erstes Treffen der Eheleute mit dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe statt.

Pläne für das Haus in Brünn

Im September 1928 reiste Mies van der Rohe ein erstes Mal nach Brünn.

In einem Vortrag in Brno im Januar 1969 erinnerte sich Grete Tugendhat:

„Dann beeindruckte mich die Weissenhofsiedlung sehr. Ich hatte mir immer ein modernes, weiträumiges Haus mit klaren, einfachen Formen gewünscht, und mein Mann hatte geradezu einen Horror vor den mit unzähligen Nippessachen und Deckchen vollgestopften Zimmern seiner Kindheit. Als wir uns entschlossen, ein Haus zu bauen, sagten wir uns daher bei Mies van der Rohe zu einer Unterredung an. …

Er sagte zum Beispiel, man könne die ideellen Maße eines Raumes nie berechnen, man müsse einen Raum fühlen, wenn man in ihm stehe und sich in ihm bewege, dass man ein Haus nie von der Fassade aus, sondern von Innen heraus bauen müsse, daß Fenster nicht mehr Löcher in der Wand sein sollten, sondern zwischen Boden und Decke ausgespannte Fläche und als solche ein Bauelement. …

Dann fielen uns (auf dem Grundrißplan) kleine Kreuzchen im Abstand von etwa fünf Metern auf. Wir fragten: ‘Was ist das?’ Darauf Mies ganz selbstverständlich: ‘Das sind die Eisenstützen, die den Bau tragen.’ Damals war noch kein Privathaus als Eisengerüstbau errichtet worden, kein Wunder also, daß wir sehr überrascht waren. …

Es sind hier viele Dinge zum erstenmal gemacht worden, die man heute ganz selbstverständlich anwendet, ohne zu wissen, woher sie kommen. …

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Materialien Ludwig Mies van der Rohe

Dann legte er uns dar, wie wichtig gerade im modernen, sozusagen schmuck- und ornamentlosen Bauen die Verwendung von edlem Material sei und wie das bis dahin vernachlässigt worden war, zum Beispiel auch von Le Corbusier. …

Als Sohn eines Steinmetzen war Mies von Kindheit an vertraut mit schönem Stein und liebte ihn besonders. Er ließ im Atlasgebirge lange nach einem besonders schönen Onyxblock suchen und überwachte selbst genau das Zersägen und Aneinanderfügen der Platten, damit die Zeichnung des Steines richtig herauskomme. …

Wir verstanden wohl nicht ganz, welch ungewöhnliches Ausmaß an Arbeit der Bau für Mies bedeutete, da er jede Einzelheit bis zu den Türklinken selbst neu entwarf. …

Die Sitzmöbel waren ausnahmslos aus verchromtem Stahl. Für das Eßzimmer hatten wir 24 von den Sesseln, die jetzt Brnostühle heißen und die mit weißem Pergament bespannt waren; vor der Onyxwand standen zwei jetzt sogenannte Tugendhatsessel, die mit silbergrauem Rodierstoff und zwei Barcelonasessel, die mit smaragdgrünem Leder bespannt waren.

Vor der großen Glaswand stand ein Liegestuhl, dessen Polster aus rubinrotem Samt waren. All diese Farbzusammenstellungen probierte Mies van der Rohe an Ort und Stelle zusammen mit Frau Lilly Reich lange aus.“

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Haus Tugendhat

In den Jahren 1929 bis 1930 wurde die Villa erbaut, die von 1930 bis zur Emigration 1938 von der Familie Fritz und Greta Tugendhat bewohnt wurde.

Das Grundstück lag an einem Hang und wurde von der Černopolní-Straße (damals Schwarzfeldstraße) erschlossen.

Mies van der Rohe entwarf ein Wohnhaus in Stahlskelettkonstruktion mit drei gegeneinander versetzten Geschossen.

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Räume

Der Eingang befindet sich im oberen Stockwerk, in dem auch die Schlafzimmer, die Bäder, die Wohnung des Kindermädchens, ein Spielbereich und eine Terrasse untergebracht waren.

Über eine Wendeltreppe gelangt man in das mittleren Geschoss, in dem sich der große offene Wohnbereich bestehend aus Wohnraum und Wintergarten auf einer Fläche von 280 Quadratmetern sowie Küche und eine weitere Terrasse befinden. Der Bereich öffnet sich durch raumhohe Glasscheiben komplett zum Garten.

Im unteren Geschoss schließen sich Hauswirtschafts- und Lagerräume an.

Ähnlich wie Mies’ Barcelona-Pavillon verfügt das Haus über einen fließenden Raum mit offenen Grundriss und tragenden Säulen anstelle massiver Wände.

Zwei der grossen, zum Park orientierten Fensterscheiben des Hauptgeschosses lassen sich mit Kettenantrieben im Kellergeschoss vollständig absenken. Das Hauptgeschoss und der angrenzende Wintergarten-Korridor entlang der Südfassade werden über eine Luftheizung klimatisiert.

In den hangseitigen Wirtschaftsräumen des Sockelgeschosses befinden sich die riesigen Mischkammern des aufwendigen Systems. Die Zuluft wurde mit einem Ölfilter gereinigt und mit Holzspänen aromatisiert.

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Innengestaltung

Die großzügige Verglasung integriert den Außenraum mit seinen Bäumen und Rasenflächen zu einer Art landschaftlicher Folie, die als visuelle Begrenzung des Innenraumes wahrgenommen wird.

Beim Versenken der fast fünf Meter langen Glaselemente gehen Innen- und Außenbereich fast vollständig ineinander über.

Mit der Wahl einer blassen, gedämpften Farbpalette sowie den Farben Schwarz und Weiß der Materialien Marmor, Holz, Seide und Leder versuchte Mies einen Kontrast zu den Farben der Natur zu schaffen.

Kreuzförmige, in regelmäßigen Abständen angeordnete und mit verchromtem Blech verkleidete Stahlstützen bilden das konstruktive System.

Die freistehende Wand aus durchscheinendem Onyxmarmor hat keine statische Funktion, sondern dient der Abtrennung des Arbeits- und Lesebereiches vom Wohnbereich.

Das Furnier der hölzernen Schirm-Verkleidung des Essbereiches wurde aus Makassar-Ebenholz gefertigt. Die halbrunde Trennwand galt seit 1940 als verschwunden, in den 1980er Jahren erfolgte die Rekonstruktion.

2011 wurden die originalen Furnierplatten als Wandverkleidung in der Mensa der Universität Brünn wiederentdeckt. Inzwischen wurde die Wand unter Verwendung der Originalplatten ein zweites Mal rekonstruiert.

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

Haus Tugendhat, 1928-1930. Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Foto: Daniela Christmann

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Ausstattung

Die raumhohen Türen, Schränke, Regale und Schreibtische wurden aus Palisander gefertigt. Fußböden, Treppen und Fensterbänke aus Travertin, Vorhänge aus schwarzer und beigefarbener Schantungseide.

Der Fußboden des Hauptraumes wurde mit elfenbeinweißem Linoleum ausgelegt, der Wohnbereich durch einen quadratischen, berberartigen Teppich aus Naturwolle, gefertigt von der Lübecker Werkstatt Alen Müller-Hellwigs, begrenzt.

Eine auf einem Sockel platzierte Büste von Wilhelm Lehmbruck diente als Blickpunkt. 

Kann man im Haus Tugendhat wohnen?

1930 wird der erste gemeinsame Sohn Ernst geboren und Ende des Jahres zieht die Familie in das neuerbaute Haus ein.

„Kann man im Haus Tugendhat wohnen?“ Mit dieser Frage des Architekturkritikers Justus Bier entbrannte 1931 eine Diskussion um die Bewohnbarkeit des Hauses, kurz nachdem das Haus fertiggestellt in der Zeitschrift des Deutschen Werkbundes „Die Form“ veröffentlicht worden war.

Zu der Frage „Bewohnbares Haus oder Kunstwerk?“ nahmen damals sowohl die Bauherren Grete und Fritz Tugendhat als auch verschiedene Kritiker Stellung, unter ihnen auch der Architekt Ludwig Hilberseimer.

„Keine Fotoaufnahme dieses Hauses kann einen richtigen Eindruck vermitteln. Man muss sich im Raum des Hauses bewegen – sein Rhythmus ist wie Musik“, schwärmte Hilberseimer nach einem Besuch in der neu gebauten Villa.

Schicksal des Hauses während des NS-Regimes

Die Familie Tugendhat bewohnte das Haus von 1930 bis 1938. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft musste sie zunächst in die Schweiz und später nach Venezuela fliehen.

1939 wurde Brünn vom NS-Regime besetzt und gehörte bis 1945 zum Reichsprotektorat Böhmen und Mähren. Während der deutschen Besatzung residierte im requirierten Haus der kaufmännische Direktor einer Außenstelle der Klöckner-Werke.

Walter Messerschmidt bewohnt mit seiner Familie das Haus ab Juni 1943. Die Messerschmidts finden den großen Wohnraum zu ungemütlich, lassen ihn abteilen und richten eine Bauernstube darin ein.

Nach Einbau massiver Zwischenwände diente das Haus außerdem als Konstruktionsbüro der Flugmotorenwerke Ostmark.

Nachkriegszeit

Nach der Befreiung der Tschechoslowakei 1945 wurde das Gebäude von der Roten Armee genutzt.

Seit Anfang der fünfziger Jahre diente das Gebäude als Schule und Therapiezentrum, bevor es in den achtziger Jahren von der Stadtverwaltung Brünn übernommen und saniert wurde.

1992 fand in der Villa Tugendhat das Gipfeltreffen statt, bei dem der Vertrag über die Teilung der Tschechoslowakei unterzeichnet wurde.

Durch einen Beschluss des Brünner Stadtrates wurde die Villa dem Museum der Stadt Brünn zur Nutzung übergeben und seit dem 1. Juli 1994 als Denkmal der modernen Architektur in Brünn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Weltkulturerbe

Wegen seines außerordentlichen künstlerischen Wertes wurde das Haus Tugendhat im August 1995 zu einem Nationalen Kulturdenkmal erklärt. 

2001 erklärte die UNESCO den Bau zum Weltkulturerbe. Seit 2010 wurde es umfangreich restauriert und seit März 2012 ist es öffentlich zugänglich.

 

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