1914
Entwurf: Rudolf Steiner
Hügelweg 59, Dornach, Schweiz
Das Glashaus, ein Ateliergebäude für die Glasschleiferei, wurde 1914 in unmittelbarer Nähe des Ersten Goetheanums nach einem Entwurf von Rudolf Steiner errichtet.
Das Glashaus als Werkstattbau
Die Pläne für die Ausführung des Baus wurden im Januar 1914 gezeichnet, am 1. April des gleichen Jahres war Baubeginn und am 17. Juni fand bereits die Einweihung statt.
In dem Gebäude schliff man mit einer eigens dafür entwickelten Technik, die farbigen Glasfenster für das Erste und Zweite Goetheanum.
Fenster
Die Fenster des Ersten Goetheanums wurden unter der Leitung von Thaddäus Rychter hergestellt, die des Zweiten unter der Leitung von Assja Turgenieff.
Mittels der sogenannten Glasradierung entstanden die Bildmotive durch Wegschleifen des Glasmaterials im Zusammenspiel von hellen und dunklen Flächen.
Die Motive der einfarbigen Glasscheiben wurden mit einem Carborundum-Schleifgerät nach der sogenannten Schrägstrichmethode einradiert.
Durch die so entstandene, unterschiedliche Glasstärke kamen die Bildinhalte im einfallenden Sonnenlicht besonders gut zur Geltung.
Bauwerk
Das Glashaus war ein Werkstattbau, in dem sich neben der Glasschleiferei das Baubüro für den Goetheanum-Hügel befand.
Es besteht aus zwei schiefergedeckten Kuppelbauten, die durch einen rechteckigen Mittelbau mit geschwungenem Portal verbunden sind.
Konstruktion
Bei dem Gebäude handelt es sich um eine unterkellerte und auf Pfählen gegründete Holzständerkonstruktion mit einem massiven Sockel aus Beton.
Die Aussenwände waren ursprünglich mit Schindeln aus Tannenholz verkleidet, diese wurden 1965 durch Schindeln aus Fichtenholz ersetzt.
Um die farbigen Fenster für den grossen Kuppelraum des Ersten Goetheanums im Stehen schleifen zu können, entsprach die Größe und Form der dreiteiligen Fenster in den Kuppelbauten des Glashauses exakt denjenigen im Goetheanum.
Von innen wurden dort Gestelle aufgebaut, in die farbige Glasscheiben eingespannt wurden.
Die Glaskünstler haben dann mit Schleifgeräten Motive nach Entwürfen Steiners eingeritzt und eingeschliffen.
Während der Mittelbau innen holzverschalt ist, sind die Kuppelbauten innen unverschalt mit sichtbarem Ständerwerk.
Innenräume
Im Erdgeschoss des Mittelbaus befand sich ein Atelier mit großem Nordfenster.
Im oberen Geschoss war eine Wohnung für Taddäus Richter, den Verantwortlichen für die Glasschleiferei, untergebracht.
Zwischen den beiden Kuppeln befindet sich eine Dachterrasse.
Das Eingangsportal ist aus Birnenholz gearbeitet, die Portalumfassung besteht aus Eichenholz. Steiner selbst hat das eckige Kastenschloß der Tür entworfen.
Sanierung und heutige Nutzung
Nach einer 2007 abgeschlossenen Sanierung durch den Baukreis Glashaus wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Im Zuge des Sanierung wurden im Untergeschoss Forschungslabore eingerichtet, im Erdgeschoss Büros für wissenschaftliche Mitarbeiter, dazu eine Werkstatt sowie eine Bibliothek in der Ostkuppel und ein Seminarraum in der Westkuppel.
Die Kuppeln wurden zu diesem Zweck an der Nordseite mit großen dreiteiligen Fenstern versehen.
Das Gebäude wurde mit einer Wärme- und Schallisolierung ausgestattet, die Treppen und Flure den gegenwärtigen Sicherheitsvorschriften angepasst.
Heute befinden sich im Glashaus die Naturwissenschaftliche Sektion sowie die Sektion für Landwirtschaft der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum.