
Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret. Foto: Daniela Christmann

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret. Foto: Daniela Christmann

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret. Foto: Daniela Christmann

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret. Foto: Daniela Christmann

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret. Foto: Daniela Christmann
1922 – 1924
Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret
53 avenue Reille, Paris, Frankreich
Das Atelierhaus des Malers und Kritikers Amédée Ozenfant (1886–1966) war eines der ersten Häuser im puristischen Stil in Paris. Ozenfant war Le Corbusiers Mentor bei der Entwicklung des Purismus.
Purismus
Der Purismus ist eine Stilrichtung der modernen Kunst und Architektur des 20. Jahrhunderts. Er wurde mit dem Manifest „Après le cubisme“ von Le Corbusier und Amédée Ozenfant begründet und zeichnet sich durch klare geometrische Formen, eine beschränkte Farbwahl und eine Auswahl von wenigen Alltagsgegenständen als Bildsujet aus.
Die Streitschrift Après le Cubisme (Nach dem Kubismus) von 1918, die auch als Manifest des Purismus betrachtet wird, markiert dessen Beginn. In Après le Cubisme kritisieren Le Corbusier und Ozenfant die zu dieser Zeit aktuellen Strömungen des synthetischen und orphischen Kubismus als zu dekorativ und ornamental.
L’Esprit Nouveau
Nach ihrer ersten Begegnung durch Vermittlung von Auguste Perret ermutigte Ozenfant Le Corbusier, sich ernsthaft der Malerei zu widmen.
Das Hauptsprachrohr des Purismus war die von Ozenfant, Paul Dermée und Le Corbusier 1919 gegründete Zeitschrift L’Esprit Nouveau, mit der sie ihre Idee der neuen Kunstrichtung zu verbreiten versuchten. 1921 erschien hier unter dem Titel ‚Purismus‘ ein revidiertes Manifest des Purismus.
Die Puristen zeigten großes Interesse an Maschinen und deren Ästhetik. Der Künstler sollte seine Lektion von Maschinen lernen und das Prinzip der maschinellen Wiederholung in der Kunstproduktion anwenden. Auf rationaler Grundlage sollten einfache geometrische Formen mit maschineller Präzision verwendet werden.
„Die freie Fassade. Standardisierung des Fensterelements im menschlichen Maßstab. Einheit und ihre Kombinationen. Stahlbetonrahmen und Doppelwände mit 4 cm dicken Trennwänden aus Zementmörtel. Das Problem muss klar identifiziert, die typischen Anforderungen an ein Wohnhaus definiert und das Problem gelöst werden, wie es auch bei Eisenbahnwaggons, Werkzeugen usw. geschieht.“ (Le Corbusier, Gesamtwerk, Band 1, 1910–1929)
Modulor
Die Puristen schätzten den Goldenen Schnitt als ideale Proportion. Rein dekorative Elemente lehnten sie ab. Le Corbusier ließ sich zudem den Modulor, eine an den Goldenen Schnitt angelehnte Proportionslehre, patentieren.
Die erste puristische Ausstellung mit Bildern von Ozenfant und Le Corbusier fand im Dezember 1918 in der Galerie Thomas in Paris statt. Die zweite Ausstellung folgte Januar 1921 in der Galerie Druet.
Pavillon de l’Esprit Nouveau 1925
Das bekannteste ausgestellte Werk des Purismus war Le Corbusiers Pavillon de l’Esprit Nouveau im Jahr 1925 für die Ausstellung Internationale des Arts Decoratifs. Die Architektur des Pavillons, seine Innenarchitektur, die Bilder, Skulpturen, Möbel und Dekorationsgegenstände dokumentierten die Ästhetik des Purismus.
Atelierhaus Ozenfant
Das Atelierhaus des Malers Ozenfant war eines der ersten Häuser im puristischen Stil in Paris.
Im Jahr 1923 erwarb Le Corbusier ein Baugrundstück in der Nähe des Parc Montsouris. Das schmale Grundstück, das an einer Ecke zwischen zwei Straßen lag, stellte die Miteigentümer vor eine Reihe von Einschränkungen, darunter die Errichtung von Wänden ohne Öffnungen an drei Seiten des Gebäudes.
Atelierhaus
Das Atelierhaus hatte die Form eines Quaders und basierte auf einer Stahlbetonkonstruktion mit Bodenplatten und tragenden Pfosten. Dadurch konnten sowohl große Erkerfenster als auch bandförmige Fenster geschaffen werden. Zusätzlich fiel Licht durch das Sheddach ein, zu dieser Zeit eine Dachfensterkonstruktionen, die nur Industriegeländen zu finden war.

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret
Innenräume
Eine externe Wendeltreppe führte zur Wohnung im ersten Stock, die ein Schlafzimmer, ein Badezimmer, ein Esszimmer, einen Ausstellungsraum und einen Lagerraum für Kunstwerke umfasste. Über eine weitere Wendeltreppe gelangte man in den zweiten Stock, wo sich ein großes Künstleratelier befand. Es wurde durch das Glasdach und zwei Zwischengeschosse beleuchtet, von denen eines als Bibliothek diente. Die Zwischengeschosse waren über Stahltreppen erreichbar. Im Erdgeschoss des Hauses befand sich eine Garage und eine Haushälterwohnung.

Atelier Ozenfant, 1922-1924. Architekten: Le Corbusier, Pierre Jeanneret
Promenade Architecturale
Das Atelier Ozenfant ist das erste Beispiel für die Umsetzung eines architektonischen Rundgangs im Werk Le Corbusiers. Der Weg führt zunächst nach draußen, wo eine spiralförmige Treppe aus Stahlbeton in die Höhe führt. Im Innenbereich setzt sich der Rundgang mit einer ebenfalls spiralförmigen Treppe aus Stahl fort.
Der Besucher absolviert einen komplexen Rundgang, bei dem er eine Vielzahl räumlicher Situationen erlebt, die den Eindruck vermitteln, der Raum sei größer als er tatsächlich ist.
Verkauf des Atelierwohnhauses und spätere Umbauten
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zog Amédée Ozenfant aus und verkaufte das Haus.
Seitdem wurde es mehrfach umgebaut. Das ursprüngliche Dach mit zwei verglasten Sheddächern wurde 1946 entfernt, als die Villa aufgestockt und eine Terrasse angelegt wurde. Auch die Innenräume wurden durch Trennwände verändert, die Anordnung der Fenster im Erdgeschoss umgestaltet und das Garagentor entfernt.
Die Fassaden und Dächer wurden am 15. Januar 1975 in das Verzeichnis der denkmalgeschützten Gebäude aufgenommen.
