1929 – 1931
Architekten: Eugen Kastner, Fritz Waage
Humboldtgasse 1-5, Wien, Österreich
Das Umspannwerk Favoriten wurde in den Jahren 1929 bis 1931 nach Plänen der Architekten Eugen Kastner und Fritz Waage im Wiener Bezirk Favoriten errichtet.
Bauwerk
Das Bauwerk, welches auf einem für den Zweck eher ungünstigen, dreieckigen Grundstück errichtet wurde, zeichnet sich durch eine rein funktionale, nämlich der Unterbringung großer Transformatoren, verpflichtete Gestaltung aus.
Eine umlaufende eingeschossige Sockelzone bildet die Basis, über der sich fünf Geschosse erheben. Quadratische und runde Fenster gliedern die glatte Putzfassade, die von einem Attikageschoss nach oben abgeschlossen wird.
Wie der Bug eines Dampfschiffes schiebt sich der Sockelbau in die Straßenkreuzung, wie eine Kommandobrücke ragt der Treppenturm darüber auf.
Die monumentale Wirkung des Baus erklärt sich aus der Abfolge von massiven rechtwinkligen und runden Baukörpern.
Konstruktion
Das Büro des Stationsleiters wurde als eine über den Bau hinausragende Kommandobrücke konstruiert, wie sie auch auf Ozeandampfern üblich war. Auch die keisrunden Fenster erinnern an Schiffskonstruktionen.
In den zwanziger Jahren war die Gegend um das Grundstück in Favoriten ein Barackendorf. Dieses wurde abgerissen um das imposante Umspannwerk zu errichten.
Die für Wien ungewöhnliche Formgebung des Zweckbaus geht möglicherweise auf sowjetische Vorbilder zurück.
Umspannwerk
Das Umspannwerk Favoriten ist eines der ältesten Umspannwerke der Wiener Netze GmbH, das nach der Erneuerung der technischen Ausstattung noch in Betrieb ist.
Sein Zweck ist es, den anliegenden Strom auf eine niedrigere Spannung zu bringen. Im Anschluss wird der Strom in die Verteilernetze geleitet und gelangt von dort beispielsweise in die Haushalte.
Bis zur Jahrtausendwende war hier auch eine Steuerstelle, von der das ganze südliche Stromnetz, bis kurz vor Wiener Neustadt, gesteuert wurde.
Durch die Fernsteuerung benötigen die Wiener Umspannwerke kaum noch Personal, weshalb die Räume des Umspannwerks heute meist menschenleer sind und auch als Filmkulisse bei Dreharbeiten genutzt werden.