1901
Architekt: Johann Zitter
Lucile-Grahn-Straße 47, München
Der Eckbau in der Lucile-Grahn-Straße in München-Haidhausen wurde 1901 mit reich stuckiertem Schweifgiebel und floralem Dekor in Formen des Jugendstils nach Plänen des Architekten Johann Zitter errichtet.
Stadtviertel München
Im 19. Jahrhundert stieg in München die Einwohnerzahl bis Mitte des Jahrhunderts von 40.000 auf 100.000 Einwohner an.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde München zur Großstadt. Erstmals wurden daher Stadterweiterungen außerhalb der mittelalterlichen Befestigungsanlagen notwendig.
Haidhausen
Während die Stadterweiterungen der Maxvorstadt und des Gärtnerplatzviertels noch unter königlich beauftragten Planungen entstanden, stand die Stadterweiterung durch das sogenannte Franzosenviertel Haidhausen ab 1870 erstmals unter der neuen kommunalen Selbstverwaltung Münchens.
Mit dem Bau der Bahnlinie nach Simbach und Rosenheim und des Ostbahnhofs, war in Haidhausen die Erschließung der Fluren zwischen dem neuen Bahnhof und dem alten Siedlungsrand Haidhausens zwangsläufig.
Die städtebauliche Planung der Stadterweiterung erfolgte unter der Leitung des damaligen städtischen Oberbaurat Arnold von Zenetti und wurde am 9. Juli 1871 ministeriell genehmigt.
Franzosenviertel
Die auf einem Rechteckraster in Bezug zur Rosenheimer- und Orleansstraße aufbauende geometrische Planung folgt dem Beispiel französischen Städtebaus.
Ein sogenannter Dreistrahl, bestehend aus zwei Diagonalen der Weißenburger- und Belfortstraße und der Wörthstraße, überlagert das Rechteckraster und setzt den stadträumlichen Fokus auf den Ostbahnhof.
Unterschiedliche Straßenbreiten und -profile, gestaffelte Höhen, rhythmisierende Straßen-Platz-Abfolgen, ornamental angelegte Platz- und Straßenbegrünungen geben dem Ostbahnhofviertel unter vergleichbaren Stadterweiterungsprojekten dieser Zeit in Deutschland eine herausragende Stellung.
Miethäuser
In den Miethäusern wie hier in der Lucile-Grahn-Straße lagen die repräsentativen Wohnungen in den Vordergebäuden. Es galt als Wohnbedürfnis der damaligen Zeit, dass die Wohnräume zur Straße orientiert waren.
Die Treppenhäuser lagen auf der Hofseite. Von der Durchfahrt ist der Treppenaufgang zu den oberen Geschossen erschlossen.
Erst ab 1879 bekamen die Wohnungen eine schmale Toilette und einen Kaltwasseranschluss mit einem Ausgussbecken in der Küche.
Das Haus Nr. 47 wurde von Frau Lucile Grahn in ihrem Testament an die Stadt München vermacht zur Unterkunft für notleidende Kinder. Hat die Stadt dieses Vermächtnis je erfüllt?
Wenn nein dürfte eigentlich niemand mehr der Stadt etwas vermachen, ein Vermächtnis, daß von der Stadt eigentlich ignoriert wurde? Wem gehört das Haus jetzt? Ich hoffe immer noch der Stadt?
Könnten Sie mir auf meine Fragen eine Antwort geben?
Herzlichen Dank
Thomas Bachmann
Guten Tag, Herr Bachmann, folgendes habe ich recherchieren können: Lucile Grahn vererbte in ihrem Testament ihren gesamten Besitz in Höhe von 298,515 Mark den notleidenden Kindern der Stadt München, die zu ihren Ehren eine Straße neben dem Prinzregententheater benannte. Lucile Young-Grahn selbst wohnte im Mietshaus Schönfeldstraße 34 im 1. Stock. Im Bayerischen Stiftungsverzeichnis ist die Lucile-Grahn-Stiftung aufgeführt. Dort können Sie den Namen Lucile Grahn in die Freitextsuche eingeben und erhalten alle relevanten Informationen. Die Stiftung existiert seit 1900 bis heute. Freundliche Grüße aus München