Chemnitz: Stadtbad

1929 – 1935 (Bauunterbrechung 1931 – 1934)

Architekt: Fred Otto

Mühlenstraße 25-27, Chemnitz

Das Stadtbad Chemnitz wurde nach Plänen des Architekten Fred Otto im Stil des Neuen Bauens in den Jahren 1929 bis 1935 in zwei Bauabschnitten errichtet.

Chemnitz – die Sportstadt

In den 1920er Jahren konnte Chemnitz seinen Ruf als Sportstadt ausbauen. Es entstanden mehrere große Sportanlagen, darunter die Radrennbahn Altenbahn und die Südkampfbahn an der Reichenhainer Straße.

Der Bau des Städtischen Hallenbades der Stadt Chemnitz wurde 1928 vom Stadtrat beschlossen und nach Plänen des Stadtbaurats Fred Otto ausgeführt.

Es sollte das 1866/1867 erbaute Hedwigbad in der damaligen Hedwigstraße ersetzen, das den Bedürfnissen der rasch wachsenden Stadt Chemnitz nicht mehr entsprach.

Lage

Das in der Vorkriegszeit favorisierte Gelände zwischen Schadestraße und Aue kam wegen des Baus der Deutschen Bank am Falkeplatz nicht mehr in Frage. Unter mehreren Alternativen fiel die Wahl auf das Gelände der ehemaligen Zimmermann-Werke zwischen Mühlenstraße und Rochlitzer Straße.

Gestaltung

Bei der Gestaltung ging Fred Otto neue Wege. Er hob die bis dahin übliche Geschlechtertrennung auf und begründete dies mit der inzwischen üblichen Praxis des gemeinsamen Badens in Freibädern.

Von 1931 bis 1934 führten die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu einer Unterbrechung der Bauarbeiten, so dass das Bad erst 1935 fertiggestellt werden konnte.

Schwimmhalle

Fred Otto realisierte er eine große, universell nutzbare Schwimmhalle mit 50-Meter-Bahn und eine kleinere Schulschwimmhalle mit Sprunganlagen. Die fünfzig Meter lange Schwimmhalle wird durch ein vollflächiges gerastertes Oberlicht erhellt.

Alle für den Besucherverkehr vorgesehenen Räume, mit Ausnahme der Schulschwimmhalle, sind direkt von der Eingangshalle aus zugänglich.

Nebengebäude

Entlang einer Nebenachse, die von der Eingangshalle nach Westen führt, entwickeln sich symmetrisch die beiden für Männer und Frauen getrennten Bereiche für Schwitzbäder und medizinische Bäder, darüber die Wannenbäder.

Weitere Verwaltungsräume, eine Wäscherei, ein Friseur, eine Gaststätte und eine Dienstwohnung gehörten ebenfalls zum Komplex.

Neue Sachlichkeit

Obwohl die Anlage im Stil des Neuen Bauens sachlich gehalten ist, gelang es dem Architekten, durch starke Gliederung der kubischen Bauelemente Bewegung zu erzeugen.

1927 schrieb der Architekt: „Die Art der Massengruppierung in Verbindung mit der Wahl der Baustoffe (außen Muschelkalkstein oder ähnliches Steinmaterial) verspricht ein charakteristisches Bauwerk, das bei allem Verzicht auf schnell vergänglichen modischen Zierrat neuzeitlichen Geist atmet und sich städtebaulich harmonisch in seine Umgebung einfügt.“

Die Verkleidung der Fassade mit Muschelkalk musste später aus Kostengründen durch einen Putz ersetzt werden.

Künstlerische Ausstattung

Der Dresdner Bildhauer Georg Türke schuf die Keramikuhr in der großen Halle.

Auf dem Vorplatz schuf der Bildhauer Bruno Ziegler die bronzenen Tiergruppen an den Sockeln der Fahnenmasten. Sie zeigen Gruppen verschiedener Wassertiere – Gänse, Biber, Fischotter und Haubentaucher.

Sanierung

Von 1981 bis 1983 wurde das Gebäude saniert. Für die Ausführung erhielt der Architekt Karl-Heinz Barth 1984 den Architekturpreis der Deutschen Demokratischen Republik und die Schinkel-Medaille des Verbandes der Architekten der DDR.

Weitere schrittweise Sanierungen erfolgen nach 1990.