1904
Architekt: Hans Thaler
Friedrichstraße 3, München
Der viergeschossige Jugendstil-Eckbau mit reicher Putz- und Stuckornamentik wurde 1904 nach Plänen des Architekten Hans Thaler in der Friedrichstraße in München-Schwabing errichtet.
1890 hatte mit der Eingemeindung ein Bauboom in Schwabing eingesetzt. Zahlreiche neue Wohnhäuser entstanden und die Atelierwohnungen in den obersten Stockwerken waren ideal für Künstler.
Die Kunstakademie lag in der Nähe und zahlreiche Malschulen befanden sich in der Maxvorstadt, einem südlichen Nachbarviertel von Schwabing.
Literaten und Lyriker wie Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Erich Mühsam, Stefan George und Oskar Maria Graf prägten das Viertel. Hinzu kamen Maler rund um die Künstlervereinigung Der Blaue Reiter, zu denen Wassily Kandinsky, Franz Marc, Paul Klee, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin zählten.
1896 wurden gleich zwei prägende Zeitschriften auf den Markt gebracht – zum einen der Simplicissimus, zum anderen die Jugend, die namensgebend für die Kunstrichtung des Jugendstils wurde.
Gräfin Franziska zu Reventlow, die sich mit ihrer adeligen Familie überworfen hatte und als Schwabinger Gräfin ein unkonventionelles Leben in München führte, setzte der Künstlerszene in dem Roman Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil ein literarisches Denkmal.
Sie erfand für Schwabing den Spitznamen Wahnmoching, der sowohl dem dörflichen als auch dem ideellen Charakter Schwabings Rechnung trug.
Alle für den Jugendstil typischen Gestaltungselemente sind am denkmalgeschützten Mietshaus in der Friedrichstraße vorhanden: geometrische und florale Formen im Fassadendekor, verzierte Giebel, Erker, Balkone sowie eine erhöhte Eckausbildung.
Die reichen geometrischen Formen und floralen Motive finden sich sowohl an der Fassade als auch an den schmiedeeisernen Balkongittern.
Die Friedrichstraße in München-Schwabing, an deren Ecke das Jugendstilhaus von Hans Thaler steht, ist nach Kaiser Friedrich III., dem Vater von Wilhelm II., benannt.