
Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland
1922 – 1931
Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland
Böttcherstraße, Bremen
Die etwa 110 Meter lange Böttcherstraße in der Bremer Altstadt war ursprünglich Wohn- und Arbeitsplatz der Faßmacher.
Der Bremer Unternehmer Ludwig Roselius, der mit der Erfindung des entkoffeinierten Kaffee HAG ein Vermögen verdient hatte, sammelte Antiquitäten und Kunst, wobei er sich insbesondere für Objekte nordischen Ursprungs interessierte.
1902 kaufte er ein ehemaliges Kontorhaus in der vom Verfall bedrohten Böttcherstraße Bremens.
Dies war der Auftakt für sein bauliches Engagement in der Böttcherstraße, die er in der Folge zu einem repräsentativen Schaufenster seines Unternehmens und zu einem Gesamtkunstwerk ausbauen ließ.
1924 erwarb er vom Bremer Staat das Erbbaurecht für die Grundstücke Böttcherstraße 15–19 über den Zeitraum von 60 Jahren.
Nach zweijährigen Verhandlungen konnte dadurch nach dem Umbau des Roseliushauses und den Lagerhäusern Böttcherstraße 4–5 zur Bremen-Amerika-Bank die Neubebauung der Böttcherstraße auf der Westseite fortgesetzt werden.
Roselius hatte den Senat und die baubehördlichen Gremien der Stadt mit dem Plan überzeugt, in der Nähe des Bremer Marktplatzes im Einklang mit der norddeutscher Bautradition eine kleine Kolonie für Künstler und Kleinkunsthandwerker mit Ateliers, Läden und Wohnungen entstehen zu lassen.
Nachdem Roselius schließlich die ganze Straße gekauft hatte, beauftragte er die Architekten Alfred Runge und Eduard Scotland sowie den Künstler Bernhard Hoetger mit dem Umbau beziehungsweise den Abriss und Neubau von insgesamt sechs Häusern.
In den Jahren 1923 bis 1926 entstanden meist nach Plänen der Architekten Runge und Scotland eine ganze Reihe von Häusern im Stil des Backsteinexpressionismus.
Das Ergebnis war ein expressionistisches Ensemble mit umfangreichen Fassadendekor und Figurenschmuck.
Robinson-Crusoe-Haus
Das Robinson-Crusoe-Haus (Böttcherstraße 1) wurde 1931 als das letzte Haus der Straße errichtet und von Karl von Weihe sowie Ludwig Roselius entworfen. Roselius wählte die Romanfigur Robinson Crusoe als Pate für das Haus, da sie exemplarisch für den hanseatischen Tatendrang und Pioniergeist steht.
Die Innenausstattung gestalteten die Architekten Alfred Runge und Eduard Scotland.
Die Ausstattung des Hauses ging weitgehend verloren.
Im Treppenhaus haben sich Holztafeln mit Szenen aus der Geschichte von Robinson Crusoe, geschnitzt und koloriert von Theodor Schultz-Walbaum erhalten.
Im Erdgeschoss befinden sich die von Bernhard Hoetger gefertigten zwölf farbigen Bleiglasfenster von 1926 sowie die Plastiken ‚Silberlöwe, den Tag tragend‘ und ‚Leopard, die Nacht tragend‘ aus Bronze von 1913.

Bernhard Hoetger, Leopard, die Nacht tragend, Bronze, 1913

Bernhard Hoetger, Silberlöwe, den Tag tragend, Bronze, 1913
Haus St. Petrus
Haus St. Petrus (Böttcherstraße 3–5) wurde zwischen 1923 und 1927 nach Plänen der Architekten Alfred Runge und Eduard Scotland errichtet und diente bis zu seiner Zerstörung im Krieg als Gastronomie.
Roselius-Haus
Das Roselius-Haus (Böttcherstraße 6) ist das älteste der Gebäude in der Straße, seine Grundmauern gehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Es diente Ludwig Roselius zunächst als Verwaltungssitz und wurde 1928 nach Plänen von Carl Eeg und Alfred Runge ausgebaut, um seine umfangreiche Kunstsammlung aufzunehmen.
Haus der Sieben Faulen
Das Haus der Sieben Faulen (Böttcherstraße 7) wurde zwischen 1924 und 1927 nach Plänen von Alfred Runge und Eduard Scotland errichtet. Hier waren die Werberäume der Kaffee HAG sowie die Geschäftsstelle des Deutschen Werkbundes untergebracht.
Die dem Haus seinen Namen gebenden Figuren der Sieben Faulen auf dem Giebel zur Straße Hinter dem Schütting entstanden 1924 bis 1926 nach Entwürfen des Bildhauers Aloys Röhr aus Münster.
Von der kunstgewerblich hochrangigen originalen Ausstattung ist heute nur die ehemalige Probierstube der Kaffee-HAG mit Fliesenwänden erhalten.
Haus des Glockenspiels
Das Haus des Glockenspiels (Böttcherstraße 4) wurde zwischen 1922 und 1924 durch den Umbau zweier alter Lagerhäuser nach Plänen von Alfred Runge und Eduard Scotland errichtet.
Das erste Glockenspiel wurde 1934 eingeweiht und bestand aus dreißig Glocken aus Meißner Porzellan.
Zum Glockenspiel bewegen sich seitlich in einem Turm zehn geschnitzte und farbig bemalte Holztafeln mit Motiven der Ozeanbezwinger, den Entdeckern und Abenteurern, die den Ozean mit dem Schiff oder zu Luft überquerten, nach Entwürfen von Bernhard Hoetger.
Nach Zerstörung im Krieg wurde 1954 das zweite Glockenspiel errichtet, das bei Sanierungsarbeiten 1991 durch ein drittes Glockenspiel ersetzt wurde. Die Hoetgerschen Holztafeln überstanden den Krieg unbeschadet.

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland
Paula-Modersohn-Becker-Haus
Das Paula-Modersohn-Becker-Haus (Böttcherstraße 8–9) wurde zwischen 1926 und 1927 nach Entwürfen von Bernhard Hoetger erbaut und enthielt einen Laden für heimisches Kunsthandwerk, eine Gastwirtschaft, einen Ausstellungsraum und im Hof Werkstätten für Kunsthandwerker.
Ein Raum im dritten Obergeschoss war den Werken der Künstlerin Paula Modersohn-Becker vorbehalten.
Es war das erste Museum überhaupt, das einer Künstlerin gewidmet ist und zeigt noch heute die umfangreichste Sammlung mit Gemälden der Künstlerin.
Das Paula-Modersohn-Becker-Haus war ursprünglich durch eine Brücke mit dem Giebel des Hauses der Sieben Faulen verbunden.
Das von Bernhard Hoetger als Bildwerk gestaltete Brückenfenster wurde 1936 auf Drängen der nationalsozialistischen Machthaber durch Hoetgers Relief aus vergoldeter Bronze des Erzengels Michael ersetzt.
Der Brunnen im Hof mit den Tonreliefs der Sieben Faulen und den Bremer Stadtmusikanten auf dem Brunnenrohr ist ebenfalls ein Entwurf von Bernhard Hoetger.
Beim Wiederaufbau des stark kriegszerstörten Gebäudeabschnitts wurden Türme und Schildwand teilweise erheblich vereinfacht und der Handwerkerhof zur Straße hin geöffnet.

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland
Haus Atlantis
1931 wurde das Haus Atlantis (Böttcherstraße 2) fertiggestellt, das sich allein durch seine Materialien Glas, Stahl und Beton von den bereits vorhandenen Gebäuden in der Böttcherstraße unterscheidet.
Der 1929 bis 1931 nach Entwürfen von Bernhard Hoetger auf der Grundlage der Ideen von Ludwig Roselius und Herman Wirth errichtete, demonstrativ moderne Zweckbau in Stahlbeton war unter anderem für ein Institut zur Erforschung des sagenhaften Atlantis vorgesehen.
1933 zog in das Haus Atlantis das Museum Väterkunde ein, mit dessen Aufbau Roselius 1927 Hans Müller-Brauel beauftragt hatte.
Das umstrittene Museum, in dem Ludwig Roselius seine umfangreichen prähistorischen Sammlungen unterbrachte, wollte die nordische genauso wie die amerikanische Kultur aus dem untergegangenen Atlantis ableiten.
Die in der Nachkriegszeit neu gefasste Fassade war ursprünglich gerastert und vertikal gegliedert durch bis in den Scheitel des Dachs geführte Stahlstützen.
Dieses konstruktive Gerüst trug über der Eingangsachse ein von Hoetger entworfenes holzgeschnitztes Fassadenprogramm.
Der sogenannte Lebensbaum war ein monumentales Bildwerk aus Jahresrad, Kreuz und Sonnenscheibe, eine kultursymbolische Darstellung für den Beginn des Lebens, aus dem der Jahresanfang und damit gleichzeitig auch der Mensch erwächst.
Dieser Lebensbaum wurde von den Nationalsozialisten heftig angefeindet und verbrannte letztendlich im Krieg.
Die 1954 von den Architekten Max Säume und Günther Hafemann mit einer Darstellung der Himmelskörper erneuerte Fassade, wurde hinter einer 1964 bis 1965 durch den Künstler Ewald Mataré geschaffene, ornamentierte Backsteinwand verborgen.

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland

Böttcherstraße, 1922–1931. Entwurf: Bernhard Hoetger, Alfred Runge, Eduard Scotland
Seit 1935 mehrten sich die Angriffe der Nationalsozialisten gegen die Böttcherstraße. Die gleichgeschaltete nationalsozialistische Presse forderte einen Umbau und sogar den Abriss einiger Teile der Böttcherstraße.
Ausgerechnet Albert Speer stellte die Böttcherstraße im Jahr 1937 als ein Beispiel der sogenannten Verfallskunst der Weimarer Zeit unter Denkmalschutz.
1944 wurden große Teile der Böttcherstraße zerstört.
Die Fassaden wurden bis 1954 finanziert durch das Unternehmen Kaffee-HAG größtenteils in in Anlehnung an ihren ursprünglichen Zustand wiederhergestellt.
Seit 1973 steht die Straße wieder unter Denkmalschutz. 1999 wurde die Straße umfassend saniert.